Schulbuchvergleich 1919, 1926, 1930 und 1939: „Deutsche Sprachlehre und Rechtschreibung“

Nachdem ich mit großem Interesse in dem Lehrbuch für Polizeiberufsschulen gelesen hatte, kaufte ich mir drei weitere, allgemein schulische Bücher des gleichen Verlages und der Hauptautoren „Jahn-Witzke“. Sind Unterschiede über die Jahre feststellbar. Insbesondere in dem Buch von 1939? Eine erster Eindruck:

Zunächst eine kurze Buchvorstellung:

Das älteste Buch ist aus dem Jahr 1919 mit Kriegsausstattung.

Deutsche Sprachlehre und Rechtschreibung für Mittelschulen. II. Teil. (Mittelstufe) Ausgabe A. Achte Auflage. 1919

Verlag von Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main. Autoren sind Wilh. Jahn, Rektor aus Neukölln und Wilh. Witzke, Rektor in Neukölln.

Bearbeitet auf Grundlage des Methodischen Lehrganges der deutschen Grammatik von Dr. Hermann Werth.

Es folgt die sechzehnte Auflage des Buches aus dem Jahr 1926:

Deutsche Sprachlehre und Rechtschreibung für Mittelschulen. Neubearbietet auf Grund der ministeriellen Bestimmungen vom 1. Juni 1925 von

Wilhelm Jahn und Wilhelm Wietzke, Rektoren in Berlin,

Oberstufenheft (Klasse III -1), 1926,

Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt a. M.

Aus dem Jahre 1930 stammt das „Sonderbuch“ Deutsche Sprachlehre und Rechtschreibung für Polizeischulen und Polizeiberufsschulen. Hier mit dem dritten Autor Polizeischulrat Carl Bose. Ausführlichere Vorstellung des Buches unter:

Das vierte Buch stammt dann schon aus dem „3. Reich“, dem Jahre 1939.

Deutsche Sprachlehre und Rechtschreibung für Mittelschulen von

Wilhelm Jahn und Wilhelm Witzke, Rektoren in Berlin

Oberstufenheft. Zweiundreißigste unveränderte Auflage

Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt a.M.

Buchvergleich:

1. Das Buch aus dem Jahre 1919 ist mit den anderen drei Büchern nicht zu vergleichen. Aufbau und Inhalte sind deutlich verändert.

2. Die Bücher der Jahre 1926 und 1939 sind inhaltlich absolut identisch.

3. Das „Polizeischulbuch“ aus dem Jahre 1930 ist inhaltlich am Aufbau der beiden Bucher 26/39 angelehnt, unterscheidet sich aber im Inhalt nicht nur anhand der Peispielsätze.

Auf eine interessante Besonderheit bin ich am Ende der Bücher in dem Teil mit den Abhandlungen über die „Herkunft der Lehn- und Fremdwörter“. Der Aufbau unterscheidet sich, inhaltlich sind viele Aussagen identisch. Im Polizeibuch fehlt allerdings der Abschnitt über die Hebräischen Wörter.

Hier sind die Aussagen im Buch 1926 wie 1939 identisch judenfeindlich:

„Die hebräische Sprache hat unsere Muttersprache ebenfalls beeinflußt und verunstaltet. Das Jiddisch ist deutsch mit einem geringen Zusatz von Hebräisch und wenig Polnisch und Russisch. Rotwelsch ist die dem Nichteingeweihten unverständliche Sprache der Gauner, die auch mit verdorbenen Hebräisch durchsetzt ist. … Verdorbene hebräische Ausdrücke sind: Schacher, schachern, Schmu….. Auch das Wort Gauner ist hebräisch und bedeutete soviel wie Betrüger.“

Das Fehlen dieser die jüdische Sprache herabwürdigenden Passage mag ein kleines Indiz dafür sein, das sich die für die Polizeiausbildung verantwortlichen Menschen in der Weimarer Republik von dieser wohl im Alltagsgebrauch auch schon 1926 bestehenden Diskreminierung abgrenzen wollten.

Für eine genauere Durchsicht und Analyse weiterer Unterschiede fehlte mir bisher die Zeit. Als Einblick mag dieser Zusammenstellung zunächst reichen.

Ralf Hermes, 02.04.2020

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.