Buchvorstellung: „Polizei im Rückspiegel“. Die Geschichte der Polizei der Polizeidirektion Braunschweig

von Volker Dowidat, 2003, Döring Druck, Druckerei und Verlag GmbH, Braunschweig.

288 Seiten mit vielen Bildern und Dokumentenauszügen.

Ein erster Einblick in das Buch:

Das Buch beschreibt die Geschichte der Polizei am konkreten Beispiel der Polizeidirektion Braunschweig. Es beginnt mit der Beschreibung eines Bildes eines Stadtknechtes aus dem Jahr 1514, entnommen aus einer Aquarellserie, die aus Anlass der „Großen Polizeiaussellung“ 1926 in Berlin von der Polizeidirektion Braunschweig als Auftrag gemalt und ausgestellt wurden. Zwei andere Bilder der Serie wurden aktuell als Plakat für die Ausstellung Freunde, Helfer Straßenkämpfer – Die Polizei in der Weimarer Republik, verwendet. Diese Ausstellung musste für Braunschweig leider abgesagt werden.

Neben dieser ausdrucksstarken farbigen Postkartenserie prägt das Buch eine Vielzahl von Zeitfotos, aber auch Karikaturen aus der sozialdemokratischen Zeitung „Braunschweiger Volksfreund“.

Eindrucksvoll die Schilderung des „Volksfreundes“ über die Braunschweiger Batholomäusnacht und den Einsatz des Polizeisäbel gegen demonstrierende Arbeiter im Januar 1910. Dort wurde ein Demonstrationszug mit Einsatz des Säbels gewaltsam aufgelöst.

Ab Seite 48 beginnt das Buch mit der Geschichte der Braunschweiger Polizei zwischen links und rechts in den Jahren 1918 bis 1930. Dokumente belegen die Stärke und Organisation der Polizeidirektion im Juli 1919 und den Aufbau der Braunschweiger Sicherheitspolizei. Unter dem Kapitel „Die Angst der Sieger“ wird eine Karikatur der Braunschweigischen Landeszeitung vom 7.6.1925 veröffentlicht:

Auf den Seiten 82/83 gibt eine Vielzahl kleinerer Zeitungsberichte Einblick in die Arbeitswelt der Polizei in den Jahren 1923/24.

Anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Schutzpolizei gab die Braunschweiger Polizeidirektion im Januar 1925 ein Gedenkblatt heraus:

Von Seite 112 bis 1999 beschäftigt sich das Buch dann mit der Zeit der Braunschweiger Polizei im NS-Staat (1939 – 1945).

Ja, ab 1930, nicht 1033. Im Freistaat Braunschweig schlossen sich zur Wahl 1930 die bürgerlichen Parteien zu einer Einheitsliste zusammen (BEL) welche sich mit der NSDAP zu einem Bündnis zusammenschloss. Das Bündnis kam mit 11 Sitzen für die BEL und 9 Sitzen für die NSDAP auf 20 der insgesamt 40 Sitze. Die anderen 20 Sitze teilten sich SPD (17), KPD (2) und DStP (1). Es bildete sich eine Koalitionsregierung mit der NSDAP, die die Ministerien Inneres und Volksbildung forderten und aus Kostengründen zusammenlegten. Im Buch wird dann beschrieben, wie diese Macht gefestigt wurde. Beispielhaft wird das Einschreiten des Polizewachtmeisers Vahldiek beschrieben, der gegen die SA einschreiten wollte und durch den NS-Innenminser persönlich gemaßregelt wurde. (Seite 114)

Ab Seite 121 wird dann die „Säuberung“ der Schutzpolizei durch den Innenminister beschrieben. In Braunschweig gab es den „Landesverband der Polizeibeamten im Lande Braunschweig“, der Teil der Reichsgewerkschaft der Deutschen Polizeibeamten war, dem 1931 etwa 120.000 Polizeibeamten aller Länder angehörten. Der Verband konnte etwa 90% aller Beamten zu seinen Mitgliedern rechnen. Am 16. Januar 1932 kam es dann beim 7. ordentlichen Verbandtag des Landesverbandes zu einen Eklat mit einem als Gast eingeladenen Vertreter der Kommunistischen Partei. Diesen Vorfall nahm der NS-Innenminister Klagges zum Anlass, den LV der Polizeibeamten im Lande Braunschweig als Vertreter der Polizeibeamtenschaft nicht mehr anzuerkennen, ihn künftig nicht mehr zu empfangen und Eingaben nicht mehr entgegenzunehmen. Für den Vorsitzenden des Landesverbandes, Albert Hardt, hatte der Fall persönliche Konsequenzen. Er wurde vom Dienst suspendiert und wegen „Förderung kommunistischer Agitation in der Polizei“ mit einem Disziplanarverfahren überzogen. Das Verfahren wurde verschleppt. Hardt am 30. Juni 1933 entlassen.

Spannend ist auch die Geschichte des Polizeihauptwachtmeisters Alfred Ditzinger, welche auf den Seiten 132 bis 134 geschildert wird. Ditzinger wird am 15. April 1933 wegen schweren Verstoßes gegen die Manneszucht, Ansehenschädigung der Polizei und Verletzung der ihm nach dem Staatsbeamtengesetz obliegenden Pflichten entlassen.

Über Ditzinger, wie auch Hardt wird auch in der Ausstellung „Freunde, Helfer, Straßenkämpfer“ berichtet.

Buchimpressionen:

Hiermit beende ich einen ersten Einblick in das Buch, welches ich als absolute Kaufempfehlung auch für Nichtbraunschweiger empfehlen möchte. Das Buch ist vergriffen aber zu unterschiedlichen Preisen im Antiquariat erhältlich.

Im Rahmen der zwischenzeitlich abgesagten Polizeiausstellung war auch ein Vortrag des Autors geplant. Siehe:

Ob diese Vortragsveranstaltung noch stattfindet ist derzeit unklar.

Ralf Hermes, 14.03.2020

2 Gedanken zu „Buchvorstellung: „Polizei im Rückspiegel“. Die Geschichte der Polizei der Polizeidirektion Braunschweig“

  1. Lieber Ralf,

    Deine ausführliche Beschreibung und Deine Bilder zu dem Buch haben mich zum Kauf des Buches animiert.
    Es war überhaupt kein Problem noch Restexemplare zu günstigen Preisen zwischen 15 und 25 Euro im Antiquariat zu bekommen.

    Danke für den Tipp!

    Schöne Grüße aus Bremerhaven von
    Wolfgang

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