1928: Die Schutzpolizei und die Republik – Braunschweig

Quellendokumente vom 06. Mai 1928 – Beilage für die Gaue Hannover und Freistaat Braunschweig, Bielefeld. Zeitung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold – Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer E.V. – Sitz Hannover

Die Schutzpolizei und die Republik

Der braunschweigische Polizeiminister Steinbrecher, der übrigens auch dem Gauvorstand Braunschweig des Reichsbanners angehört, hat in diesen Tagen die ihm unterstellte Schutzpolizei besucht und dabei die Frage der Staatsform in den Vordergrund seiner Betrachtungen gestellt. Mit erfrischender Deutlichkeit hat Minister Steinbrecher das ausgesprochen, was jeder Republikaner von der deutschen Schutzpolizei erwartet. Er sagte u.a.:

Mein Wunsch ist, daß alle parteipolitischen Streitigkeiten innerhalb der Schutzpolizei unterbleiben, weil diese Streitereien während des Dienstes die Kameradschaftlichkeit und die Disziplin untergraben. Zwei Punkte hebe ich besonders hervor, um bei der Schutzpolizei Klarheit zu schaffen.

Die erste Frage ist „Monarchie oder Republik?“. Ich erwarte von Ihnen, daß diese Frage vom Kommandeur bis zum jüngsten Wachtmeister zugunsten der Republik entschieden ist. Sie alle haben den Eid auf die Verfassung geleistet. Sie haben den andern Beamten gegenüber etwas voraus. Sie tragen Waffen. Ich verlange daher auch von Ihnen, daß falls es politischen Wirrköpfen einfallen sollte, die Republik anzugreifen, Sie die Verfassung, die Republik, nötigenfalls mit diesen Waffen schützen werden.

Die zweite Streitfrage sind die Farben des Reiches, die für die Schutzpolizei keine Frage sein dürfen. Auch hier verlange ich von jedem Offizier bis zum jüngsten Wachtmeister, daß sie sich zu Schwarz-Rot-Gold bekennen und diese unsre Reichsfarben achten und sie schützen, wo sie verächtlich gemacht werden sollen.

Sie kommen mit ihren Beruf mit allen Volksschichten zusammen. Alle Volksschichten haben ihre besonderen Schwierigkeiten und Nöte. Ich erwarte von Ihnen, daß Sie nach wie vor bestrebt sein werden, sich das Vertrauen der Bevölkerung auch weiterhin zu erringen, nicht allzu kleinlich sind und sich allein auf das Gesetz stützen, sondern auch den menschlichen Standpunkt, das menschliche Gefühl mitsprechen lassen; wenn jedoch das Gute nichts nützt, dann aber auch korrekt und energisch auftreten. Die Regierung wird alles tun, Sie zu unterstützen und Ihren schweren Beruf zu erleichtern. Wenn jeder so, wie von mir erwähnt, seine Pflicht tut, dann haben wir eine Schutzpolizei, dann ist jeder einzelne ein Schutzmann für die Bevölkerung, für den Staat.


Gustav Steinbrecher war von Dez. 1927 bis Oktober 1930 Innenminister im Freistaat Braunschweig. Er wurde von den „bürgerlichen“ Parteien wegen der Entlassung von politisch rechtsstehenden Beamten kritisiert. Er starb nach Verfolgung durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1940 durch Zwangsarbeit und einer Ruhrerkrankung im KZ Mauthausen.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Steinbrecher

Quelle: reichsbanner-geschichte.de

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