Ernst Friedrich, 1925. Verlag „Freie Jugend“, Berlin
Ich habe das Buch über das Buchantiquariat erworben, nachdem ich über einen Hinweis darauf im Rahmen der Recherche zu „In Westen nichts Neues“ gestoßen bin. Ich habe noch nie ein Buch gelesen/gesehen, das mich so abgestoßen aber auch betroffen gemacht hat. Die Grenze des Erträglichen wird erreicht.
Es ist ein Buch, das betroffen macht, nicht nur durch die grausamen Kriegsbilder, auch durch die Zusammenstellung und das Nebeneinander der Fotos. Ein militant pazifistisches Buch, eines polarisierenden Anarchisten.
„Den Schlachtendenkern, den Schlachtenlenkern, den Kriegsbegeisterten aller Länder ist dies Buch freundlichst gewidmet.“
Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, wenn man es denn ertragen kann.
Hier zunächst einige „Bildzitate“ aus dem ausdrucksstarken Buch:
Hier handelt es sich um vergleichbar „harmlose“ Bilder. Die extrem grausamen Bilder von Hinrichtungen, Gesichtsverletzungen, toten Soldaten wie verhungerten Kindern zeigen die Schrecken des Krieges mit einer Ausdrucksstärke, die nicht in Worte zu fassen sind. Diese Bilder hab ich hier nicht gezeigt.
Vorwort: Menschen aller Länder!
Ich, der ich „Deutscher“ fälschlich werd´ genannt statt einfach: Mensch. Ich rufe nach des Nordens kalte Zone und hin nach Afrika und nach Amerika, nach Asien und Europa.
Allüberall, wo Ohren sind zu hören, ruf ich zwei Worte nur, und dies sind:
Mensch und Liebe.
Uns so , wie der Australier weit, wenn ihm ein Schmerz begegnet, und lacht und jubelt, wenn ihm Freude, Glück beschieden, so eben weinst auch du, mein Bruder Eskimo, so Afrikaner und Chinese weinst auch du, und du und du und ich.
So wie wir alle , alle Menschen Schmerz und Freude gleich empfinden, so lasset uns gemeinsam kämpfen gegen den gemeinsamen grauenhaften Feind, den Krieg.
So wollen wir gemeinsam klagen, weinen über das verfluchte Massenmorden, an dem wir alle gleichen Teil der Schuld. So aber auch laßt freudig uns den Blick erheben ins Morgenrot des Friedens und der Freiheit:
In aller Vaterländer Vaterland, ins Vaterland der Menschen, und diese über alles!
In vielen Büchern sind viel Worte für ung gegen dieses teuflische, gemienste aller Staatsverbrechen aufgeschrieben. Des bürgerlichen Dichters Kraft verherrlichte in Versen diesen „Krieg“.
und der Prolet-Schriftsteller schreib auflodernd gegen dieses Massenmorden. Doch aller Wortschatz, aller Menschen, aller Länder, reicht in aller Gegenwart und Zukunft lange nicht, um dieses Menschenschlachten richtig auszumalen. Hier aber ist das nüchtern-wahre, das gemein-naturgetreue Bild des Krieges – teils durch Zufall, teils durch Absicht – photographisch festgehalten. Die Bilder diese Buches von Seite 50 bis zum Schluß zeigen Aufnahmen, von der unerbittlichen, unbestechlich photographischen Linse erfaßt.
vom Schützengraben und vom Massengrab.
von dem „Etappenleben“, von dem „Feld der Ehre“ und von anderen „Idyllen“ aus der „Großen Zeit.“ …
Es lohnt sich zudem, sich mit den Autor, und die Geschichte zum Buch (Umfeld 1925) näher zu befassen.
Linksammlung zum Autor und zum Buch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_dem_Kriege
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Friedrich
https://library.fes.de/pdf-files/bibliothek/bestand/xx-00457/index.html
http://www.knerger.de/html/friedricsonstige_24.html
Zum Anti-Kriegs-Museum in Berlin:
http://www.anti-kriegs-museum.de/deutsch/start.html
Einführung Gerd Krumeich – Über den Autor und das Buch:
https://literaturkritik.de/id/20858
https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/218196/krieg-dem-kriege
Im Jahr 1980 erschien eine Neuauflage des Buchs im Zweitausendeins-Verlag. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde es dann immer wieder neu aufgelegt, unter anderem 2004 bei der Deutschen Verlags-Anstalt. Das Taschenbuch des Zweitausendeins-Verlages habe ich gleichfalls im Antiquariat erworben. Es ist aber aufgrund der geringen Größe der Bilder nur bedingt zu empfehlen. Die Wirkung im Orignalbuch ist wesentlich eindringlicher.
Bücher im Bestand Republikpolizei.
Zusammenstellung: Ralf Hermes, 9.8.2020, aktualisiert 03.03.2022