In der Stadtbibliothek Braunschweig wurde am Freitagnachmittag eine Ausstellung zur Geschichte des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold zur Zeit der Weimarer Republik eröffnet. Das in ein mehrwöchiges Rahmenprogramm eingebettete Projekt, zu dem Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum die Schirmherrschaft übernommen hat, wurde von Siegfried Rackwitz, Gundolf Algermissen und Rudolf Fricke organisiert.
Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum erinnerte in seinem Grußwort, dass Demokratien immer langsam sterben. Es waren keine naturgegebenen Entwicklungen, wenn Demokratien untergegangen sind. Das zu verhindern bedarf es engagierter Menschen, nicht nur in staatlichen Organisationen, sondern insbesondere einer wachen Zivilgesellschaft. Auch in der Weimarer Republik gab es Stellen, an denen andere Entscheidungen möglich gewesen wären. Man müsse wieder mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung bringen, dass 80 % für viele viel mehr sei als 100 % für einen. Der Kompromiss und die Demokratie haben in den letzten 80 Jahren auf unserem Kontinent mehr Wohlstand, Frieden und Freiheit gebracht, als jemals zuvor in unserer Geschichte. Der Satz „Nie wieder ist jetzt“ sei beständig mit Leben zu füllen und es erfülle ihn mit Hoffnung und Zuversicht, wenn wie zuletzt am 24. Mai tausende von Braunschweigerinnen und Braunschweigern auf dem Schloßplatz gezeigt haben: Wir halten zusammen, wir lassen uns nicht spalten! Im Sinne des Reichsbanners für Schwarz-Rot-Gold, für Demokratie, für Menschenwürde und für den Rechtsstaat. Kornblum dankte den Organisatoren der Ausstellung und den beteiligten Schülerinnen und Schülern des Geschichtsleistungskurses vom Gymnasium Martino Katharineum.
Es folgte eine musikalische Darbietung der Gaussschule. Schülerinnen und Schüler eines Musikkurses hatten extra eine Hymne auf Schwarz-Rot-Gold einstudiert, die 1924 von einem Braunschweiger Mitbegründer des Reichsbanner komponiert worden war.
Die Einführung in die Ausstellung erfolgte durch Wolfgang Kopitsch aus Hamburg, Historiker, ehemaliger Polizeipräsident und profunder Kenner der Reichsbannergeschichte. Aufrüttelnd gemeint, stellte er infrage, ob die heutige Gesellschaft in der Lage ist Widerstand gegen demokratiefeindliche Bestrebungen zu leisten. Die Geschichte der Weimarer Republik und die Ereignisse in Thüringen, Braunschweig und auch Oldenburg im Vorfeld der Machtübernahme Hitlers in Berlin könnten noch heute als Blaupause dienen. Die Geschichte zeige auch das Spannungsfeld in dem die Polizei im demokratischen Staat beim Kampf um die Demokratie steht. Beim sogenannten Preußenschlag, 1932, gab es konkrete Überlegungen, die Preußische Polizei gegen den Staatsstreich der Reichsregierung einzusetzen. Sein Fazit: Flagge zeigen ist auch heute wichtig.
Es folgte ein Grußwort des Polizeiinspektionsleiters der Stadt Braunschweig, Thomas Bodendiek. Als Vertreter der Polizei war ihm wichtig zu betonen, dass die Polizei ein Garant zur Bewahrung der demokratischen Grundordnung sein muss. Bei den derzeit allgegenwärtigen Gefahren für die Demokratie von innen und außen müsse alles dafür getan werden, dass Extremisten und Populisten keinen Nährboden für ihre Angriffe auf unser Staatsgefüge finden. Wenn man sich mit der Geschichte des Reichsbanners auseinandersetzt werde schnell deutlich, dass auch heute jeder Einzelne gefordert ist, Haltung zu zeigen. Schweigen sei keine Alternative.
Gundolf Algermissen, Mitglied im Braunschweiger Organisationsteam, beendete die Eröffnungsveranstaltung mit dem Hinweis auf eine zur Ausstellung erstellte Broschüre. Sie behandele lokales Geschehen rund um das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und widme sich insbesondere den Biografien der Braunschweiger Reichsbanner-Protagonisten Gerhard von Frankenberg und Horst W. Baerensprung. Es folgte noch ein Rundgang durch die Ausstellung.
Das Rahmenprogramm und alle Informationen zur Ausstellung sind über die Internetseite der Stadt Braunschweig abrufbar:
https://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/nachrichten/wanderausstellung-reichsbanner.php
Ralf Hermes, Rudolf Fricke
V.i.s.d.P: Ralf Hermes, RB RG Hannover, Am Borberg 13, 31787 Hameln
Identischer Bericht auch auf der Homepage des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold