Quellensammlung: Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Ortsverein Aerzen

Sammlung von Berichten über den Ortsverein Aerzen des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold:

Am 15.08.1925 berichtet die Zeitung „Das Reichsbanner“:

Abschrift: Aus den Ortsvereinen.

Aerzen. Nach langen, qualvoll ungewissen Wochen und Tagen verschied am 26 Juli im städtischen Krankenhaus in Hameln an den Folgen eines Unfalls unser Kamerad Friedrich Schütte. Vor Wochen, nach schwersten Operationen, reichte er uns hoffnungsfroh die Hand entgegen, freudig harrend der Stunde, da er wieder mit uns marschieren könne in gleichen Schritt und Tritt. …


Anmerkung: In Aerzen gibt es einen Friedrich-Schütte-Weg. Ob es hier einen Zusammenhang gibt, ist noch zu klären.


Am 15.04.1927 kündigt die Zeitung „Das Reichsbanner“ das Kreistreffen Hameln in Aerzen für den 29. und 30. Mai an:


Am 01.06.1927 berichtet die Zeitung „Das Reichsbanner“ über das Kreistreffen Hameln und die Bannerweihe Aerzen:

Abschrift: Kreisfest in Aerzen

Das war ein Fest, wie wir es uns nicht erträumt, unsre Fahnenweihe und unser Kreisfest am 29. und 30 Mai!, Goß es die Tage vorher „aus Mollen“, wie man hier sagt, diese beiden Tage zeigten, daß Petrus trotz oder gerade wohl wegen seines Alters Republikaner ist: schöner konnte das Wetter nicht sein. Der Sonntagmorgen lachte auf unsern festlich geschmückte Flecken herab, freute sich sichtbar über die erbauliche Tatsache, daß eine ganze Reihe Ortseinwohner, die unsrer Bewegung bisher ablehnend gegenüberstanden, Ehrenpforten errichtet hatten; die „Schafskälte“ der letzten Tage wich einer wohltuenden Erwärmung der Luft: das beste Wetter zum Feste war da!

Mittags hallte der Schritt unsrer etwa 100 Mann starken Kameradschaft in kurzem Zuge durch den Ort zum Kriegerdenkmal. Ein prächtiger Kranz ward unsern gefallenen Kameraden zu Ehren niedergelegt. — Bald darauf erschollen die Klänge eines lustigen und belebenden Marsches vor unserm Vereinslokal, sie leiteten ein Konzert der Hamelner Stadtkapelle ein, das bereits Zeugnis ablegte „von dem starken Interesse, das die gesamte Einwohnerschaft unsern Veranstaltungen entgegenbrachte: die Straße war bunt von Menschen.

Gegen 3 Uhr sammelten sich die auswärtigen Kameraden und die Ortseinwohner auf dem eigentlichen Festplatz. Ein prächtiges Bild, wie sich die Fahnen vor der Rednertribüne entfalteten. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Aerzen, Lehrer Oberbeck begrüßt die zahlreich Erschienenen und gibt seiner Genugtuung Ausdruck über das große Ereignis, das zum erstenmal nach dem Kriege bei einer festlichen Veranstaltung, der doch immerhin einen politischen Anstrich hat, sämtliche politischen Richtungen anwesend sind: offiziell sämtliche sog. neutralen Vereine des Ortes, inoffiziell aber auch Kriegerverein, Jungdo und Deutsche Turnerschaft, die merkwürdigerweise eine offizielle Beteiligung abgelehnt hatte, trotzdem sich der hiesige Verein „Jahn“ nennt. Er begrüßt sie alle, aber auch die Behörden. War doch die Kreisbehörde — ebenfalls zum erstenmal — unsrer Einladung gefolgt und hatte den Vertreter des bei einer andern Veranstaltung des Kreises beteiligten Landrats gesandt. Kamerad Bülow sprach Begrüßungsworte als Kreisleiter, und danach bestieg Kamerad Aug. Sander (Hannover) die Rednertribüne, um in großen klaren Linien die Bedeutung der Farben Schwarz-Rot-Gold und besonders auch unsrer Reichsbannerbewegung auszuzeigen.

Die Feier erreichte ihren Höhepunkt, als nunmehr der demokratische Landtagsabgeordnete Kamerad Barteld (Hannover) unsre neue, ganz in Seide gearbeitete, künstlerisch hochwertige Fahne enthüllte. In goldiger Stickerei leuchten als Sinnspruch unsrer Bewegung von der Fahne die Worte herab: „Einigkeit und Recht und Freiheit!“ In wundervoller begeisternder Art wurden diese Worte vom Redner beleuchtet und gedeutet, wie sie aus der Not des Volkes unter Schwarzrotgold entstanden seien, wie nur Einigkeit sämtlicher Volksgenossen segenbringend wirken könne, daß auch das Recht des kleinen Mannes in einem Volksstaat geschützt und geachtet werden müsse, und daß die Freiheit nicht ein wüstes Durcheinander jeglicher Bestrebungen bedeute, sondern daß wir unter Freiheit ein freiwilliges Sichfügen, Sichunterordnen unter bestimmte Notwendigkeiten und Gesetze verstehen, dies aber nicht einseitig einer bestimmten Klasse zuliebe gemacht werden dürften, sondern immer das Wohl des Volksganzen wahren müssten. Die Farben Schwarz-Rot-Gold wären auch darum so bedeutungsvoll, weil sie einen großen Teil des Volkes, der bisher dem Staate fernstand, für den Staat zur treuen Mitarbeit gewonnen haben. Eine Staatsumwälzung wäre vielleicht nicht gekommen, wenn das frühere Regime die eine Strophe des Liedes „Heil dir im Siegerkranz“ recht verstanden und ausgewertet hätte: „Nicht Roß und Reisige sichern die steile Höh, wo Fürsten stehn. Liebe des Vaterlands, Liebe des freien Manns gründen den Herrscherthron: wie Fels im Meer. Mit den besten Wünschen für unsre Ortsgruppe schloß er seine wertvolle und tiefgründige Ansprache, die überall sichtbar einen bleibenden Eindruck hervorrief. Zwei passende Lieder des hiesigen Männergesangvereins Liederkranz rahmten die Weihe ein.

Vor enthüllter Fahne sprach nunmehr der Vertreter des Landrats, Herr Regierungs-Assessor von der Linde. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß er einem solchen Feste, das der Versöhnung der politischen Gegensätze diene, beiwohnen dürfe, und wünschte der Ortsgruppe in dieser Arbeit weitern Erfolg. Auch Bürgermeister Oeynhausen als Vertreter der Gemeindebehörden sprach in ähnlichem Sinne. Mit Dankesworten für alle Wünsche und für alle Redner gab der Vorsitzende der Ortsgruppe seiner Freude Ausdruck über den wundervollen Verlauf der Feier. Er hob den Versöhnungsgedanken, der hier in Aerzen die besten Früchte gezeitigt, als die schönste Aufgabe des Reichsbanners heraus und kleidete diesen Gedanken in ein Gelöbnis, das von den Kameraden mit einem begeisterten „Frei Heil!“ aufgenommen wurde.

Ein zweites „Frei Heil!‘ aber galt unsrer Künstlerin, Fräulein Grete Ruff, der Schöpferin unsrer prachtvollen Fahne. Mit Stolz blickt unsre Ortsgruppe auf dieses Kunstwerk, das hier im Ort erstand. Mit Stolz darf auch die ganze Gemeinde zu diesem Kunstwerk emporschauen.

Nun zog unter schmetternder Musik und dem Gedröhne der Trommeln ein stattlicher Festzug durch den Ort, jubelnd und staunend begrüßt . . ., und noch heute spricht man von unserm Feste, das ohne irgendeinen Mißton verlief, mit Bewundern und mit rückhaltloser Anerkennung. —

Quelle: https://www.reichsbanner-geschichte.de/media_zeitungen/media_zeitung/1927-07-01/1927-07-01_Hannover-Braunschweig.pdf


Datenabfrage DEWEZET zu Aerzen negativ.


Am 07.03.1931 berichtet die Zeitung „Das Reichsbanner“ über die Generalversammlung Aerzen:

Abschrift: Aerzen. Die Generalversammlung wurde mit einem begeistert ausgenommen Frei Heil! auf die deutsche Republik vom Vorsitzenden eröffnet. Hauptverhandlungsgegenstände waren:
Neuwahl des Vorstandes und Bericht über die Kreiskonferenz in
Münder a. D. Die Vorstandswahl wurde in größter Einmütigkeit
vollzogen und hatte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Kamerad,
Heinrich Oberbeck, 2. Vorsitzender Kamerad Willi Oppermann, Schriftführer Kamerad Hugo Goerber, Kassierer Kamerad August Bursie, 1. Technischer Leiter Kamerad Rudolf Wilkening, 2 Technischer Leiter und Führer der Jugend
gruppe Kamerad Willi Oppermann, Unterkassierer der altbewährte Kamerad Wilhelm Hör mann, zu Kassenrevisoren wurden die Kameraden Friedrich Schütte und Friedrich Blome ernannt. Den Bericht über die Kreiskonferenz in Münder erstattete Kamerad Gärber. Der zugleich einen heißen Appell zur
neuen Pflichterfüllung an alle Kameraden‘ richtete. Dieser Appell des alten, erprobten Kämpfers, wurde von den zahlreich erschienenen Kameraden mit lautem Beifall aufgenommen. Die lebhafte Aussprache zeitigte nur Zustimmung, und die Kameraden, die die Schwere der Zeit hier ganz besonders stark empfinden, gingen auseinander: hart im Wollen, entschlossen zur Tat! Wir leben nach! Neuaufnahmen: 7 Mitglieder!

Quelle: https://www.reichsbanner-geschichte.de/media_zeitungen/media_zeitung/1931-03-07/1931-03-07_Hannover-Braunschweig.pdf


Digitales Archiv der Zeitung „Das Reichsbanner“ unter:

https://www.reichsbanner-geschichte.de/zeitungen


Herral, 16.08.2024

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