Gedanken: Demokratie unter Druck –  historisch wie heute.

Zeitbetrachtungen: 1923 /1924 – 1928 /1933 und 2023 zum Demokratieschutzprojekt im Kunstkreis Hameln vom 12.03. bis 23.04.20234

Zitat: „Ohne die Erinnerung können wir unsere Demokratie nicht retten.  Hildegard Hamm-Brücher, ehem. FDP Bundestagsabgeordnete.

Die freiheitliche Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Voraussetzung für ihre Existenz sind engagierte Menschen, die von sich aus motiviert die Regeln des Zusammenlebens gestalten. Basis ist die friedliche Konfliktlösung mit dem Finden von Kompromissen. Einen achtsamen Umgang untereinander, Machtbegrenzung und Minderheitenschutz als selbstverständliche Voraussetzung für alles ist Grundkonsens.  Das gilt für die Bundespolitik, die Landespolitik aber auch das Handeln bei uns im Weserbergland in den Kommunalparlamenten und untereinander in den Parteien, Vereinen und Gruppen.

Im Jahr 2023 ist dieser liberale Konsens in Europa von innen wie außen akut bedroht. Es gibt auch in Deutschland wieder Kräfte, die Gesellschaftsmodelle mit diktatorischen, autoritären Strukturen anstreben. Bei uns im Weserbergland fällt das zum Glück bisher nur durch einzelne Reichsbürger auf, oder ansatzweise im Rahmen der Corona-Proteste im letzten Jahr.

Die Gegner der Demokratie nutzen die Freiheitrechte unseres Gesellschaftssystems, welches sie zu ihrem Nutzen abschaffen wollen. Krisen versuchen diese Gruppen mit einer Strategie von Hass, Hetze, Ausgrenzung und Polarisierung zu verstärken. Ziel ist es. Anschließend mit Forderungen nach radikalen Lösungen Anhänger zu gewinnen um das Gesellschaftssystem grundlegend zu ändern. Treten solche Kräfte verstärkt auf, geraten Demokratien unter Druck. Es ist gerade dann wichtig, dass diese aktiv verteidigt werden. Das gilt für Europa und für Deutschland. Die Handlungsebene aber ist vor Ort bei den Menschen bei uns im Weserbergland. Prävention muss dann ansetzen, wenn „Das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist“.

Wie verdeutlicht man die Notwendigkeit des aktiven Eintretens für etwas, was für viele selbstverständlich scheint?

Eine Möglichkeit ist die Sensibilisierung durch „Geschichten aus der Geschichte“. Mit dem Projekt „Krieg – Gewalt – Freiheit im Spannungsfeld der Demokratie“ laden wir im Kunstkreis Hameln zu einer Zeitreise in die Realität der Vergangenheit ein.

Wir schauen zurück in die Jahre 1914-1918 – hierzu dient die Kunstausstellung mit den Werken von Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer mit ihrer Auseinandersetzung mit dem Buch „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Das Ende des 1. Weltkrieges war Basis für die erste Demokratie in Deutschland im Jahr 1919. Erschüttert wurde diese vor genau 100 Jahren erneut und heftig im Krisenjahr 1923. Nach dem Kapp-Putsch und den Aufständen im Ruhrgebiet gab es den Hitlerputschversuch in München und den Hamburger Aufstand der Kommunisten.

Die Ausstellung „Für Freiheit und Demokratie“ zeigt auf, wie in der Weimarer Republik aus diesen Ereignissen eine Abwehrbereitschaft wuchs. Sie erläutert, wie sich Menschen fanden und organisierten, die aktiv die Abschaffung der Demokratie verhindern wollten. Diese anfangs sehr erfolgreiche Geschichte des Reichsbanners Schwarz-Rot-gold ist vielen völlig unbekannt.  Als 1929 das Buch „Im Westen nichts Neues“ erschien, beschrieb es für eine millionenfache Leserschaft erstmals abseits jeder Heldenverklärung die Schrecken des Krieges und die Auswirkungen auf eine ganze Generation junger Menschen. Der Kampf rechtsextremer Kräfte aber gegen das Remarque-Buch und später dann gegen den Film verdeutlicht als ein Beispiel, wie zuletzt in den 30er Jahren erfolgreich mit, Gewalt, Terror, Lüge und Verleumdung agiert wurde, um an die Macht zu kommen. Das Reichsbanner leistete damals Gegenwehr und scheiterte 1933. Diese Vorgänge darzustellen und anzuregen, heute aus gestern zu lernen, das ist das Ziel der Projektwochen im Kunstkreis Hameln. Lassen wir uns also von dem heute zunächst befremdlich wirkenden Auftreten des Reichsbanners nicht abschrecken. Es gilt differenziert hinschauen und Inhalte zu bewerten, statt sich von ersten Gefühlen leiten zu lassen.

Lassen Sie uns zum Beispiel über die Farben Schwarz-Rot-Gold und wofür sie stehen diskutieren. 

Du kannst die besten Gesetze und Paragraphen machen, das beste Grundgesetz. Das macht noch keine Demokratie. Das müssen die Menschen die da leben machen.“  Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt

Ralf Hermes, 02.03.2023


Alle weitere Informationen unter:

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.