Polizisten-Schicksal zum Kriegsende 1945: Michael Lottner, Gendarmerie-Hauptwachtmeister i.R.

Dem sehr lesenswerten Ausstellungskatalog der Gedenkstätte Deutscher Widerstand „Tod den Nazi-Verbrechern!“ ist das folgenden Schicksale eines pensionierten Republikpolizisten entnommen:

Michael Lottner (1899-1945), Foto: Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg 131/8 u.
Gendarmerie-Hauptwachtmeister i.R.

Der 46-jährige ehemalige Gendarmerie -Hauptwachtmeister Michael Lottner nahm am Abend des 23. April 1945 in Regensburg an einer Kundgebung vor dem Rathaus statt. Es sollte um eine kampflose Übergabe der Stadt an die anrückenden US-Truppen gehen. Schon am Nachmittag versammelten sich mehrere hundert Menschen vor dem Rathaus. Gegen 18 Uhr begibt sich auch der Regensburger Domprediger Johann Maier zum Moltkeplatz. Als die Situation zu eskalieren droht, ruft Maier von einer Luftschutzlamelle zu Ruhe und Besonnenheit auf. Er wird daraufhin unter lauten Protest festgenommen. Mehrere Personen versuchen die Festnahme zu verhindern und werden mit dem Domprediger in die Polizeidirektion abgeführt. Michael Lottner wird in das Gebäude der NSDAP-Kreisleitung verschleppt. Dort wird er schwer misshandelt und schließlich erschossen. In de Morgenstunden des 24. April werden der Domprediger Johann Maier und der 70-jährige Rentner Josef Zirki öffentlich erhängt. Beide bekommen ein Schild um den Hals mit der Aufschrift: „Hier starb ein Saboteur!“. Die Leiche des erschossenen Michael Lottner wird am Hinrichtungsort abgelegt.

Zur Person:

Foto: Stadt Regensburg

Michael Lottner wurde am 3.1.1899 in Katzdorf/Oberpflaz geborgen und wuchs als einer von neun Kindern auf einem Bauernhof auf. Noch minderjährig wurde er an die französische Front eingezogen und leistete zwei Jahre Dienst als Soldat. Ausgezeichnet wurde er mit dem EK 2. Nach Ende des Krieges besuchte er die Polizeischule in Fürstenfeldbruck und erhielt eine Anstellung bei der Gendarmerie. Er wurde mehrfach versetzt und war seit September 1935 in Regensburg gemeldet. Es erfolgte eine vorzeitige Pensionierung aufgrund einer Kopfverletzung, die ihm im Dienst zugefügt worden war. Lottner war nicht in der NSDAP. Er galt als ruhiger und besonnener Mann, mit ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er war verheiratet, das Ehepaar hatte keine Kinder. Einer der Täter wurde 1948 angeklagt und zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.

aus: „Lebensspur Michael Lottner“ Redebeitrag zur Stolpersteinverlegung am 2.10.2012

Lesenswerte Quelle (kostenloser Download):

https://www.gdw-berlin.de/angebote/publikationen/online-publikationen/kataloge-zu-sonderausstellungen/

Zusammenstellung: Ralf Hermes, 8.5.2020

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