Folgende Informationen liegen vor:
„Am 28. März wurde Heinrich Lietz als erstes SPD-Mitglied zusammen mit 9 Kommunisten in Schutzhaft genommen. Lietz war Polizeihauptmann in der Polizeischule Hann. Münden und leitete die Ausbildung des Reichsbanners und deren Wehrverbände.
(technischer, d.h. militärischer Leiter des Reichsbanners in Hann. Münden)
Anlass der Inschutzhaftnahme war demonstratives Aufmarschieren. Die Schutzhäftlinge wurden in das Göttinger Polizeigefängnis überführt. Nachdem sich Lietz am 4. April mit einem Gesuch an das Landratsamt gewandt hatte, in dem er sich verpflichtete, sich jeder politischen Betätigung zu enthalten, erfolgte nach Rücksprache mit Kreisleiter Soest und Polizeikommissar Meier, Hann. Münden, die grundsätzliche Einwilligung zur Entlassung. Seine Entlassung zog sich aber noch einen Monat hin und erfolgte am 8. Mai. Die Umstände verursachten noch einigen bürokratischen Aufwand, weil der Polizeihauptmann Lietz zu gleicher Zeit mit 5 anderen Schutzhäftlingen aus der Schutzhaft entlassen worden war und Kreisoberinspektor Selge Lietz ohne Unterschrift unter die Verpflichtungserklärung entließ. Das Nachspiel für Lietz bestand nicht nur in der täglichen zweimaligen Meldung bei der Polizei Münden sondern auch in einem Prozess vor dem Schöffengericht Göttingen am 28. Mai, dessen Hauptverhandlung wegen ungenügender Beweise vertagt und anscheinend nicht wieder aufgenommen wurde. Noch im September, Lietz war bereits nach Kiel umgezogen, bat der Landrat den Polizeipräsidenten in Kiel um eine Postüberwachung von Lietz, da dieser noch im Briefkontakt mit ehemaligen Schutzhäftlingen in Münden stehe.
Quelle: http://www.stadtarchiv.goettingen.de/widerstand/frames/fr_spd-hann-muenden.html
Siehe auch: http://www.stadtarchiv.goettingen.de/widerstand/texte/spd-muenden-reichsbanner.html
Wer kann weitere Infomationen zum Polizeibeamten und Reichsbannermitglied Lietz geben?
Ralf Hermes, eingestellt am 2.5.2020