Buchvorstellung Band 10 aus der Reihe: „Die Polizei in Einzeldarstellungen“ von Dr. W. Abegg – 1926
Erster Abschnitt.
Entstehung und Entwicklung der Polizeiuniform
„Unter Polizei verstehen wir heute die Gesamtheit aller jener Anstalten, durch welch die Obrigkeit im Staate für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit zu sorgen pflegt. Gleicht der Gesetzgeber dem Kopf, so kann man sie Arm und Hand nennen; erst durch ihr gemeinsames handeln bilden sie zusammen die Regierung, ohne deren Bestehen wir uns ein geordnetes Staatswesen nicht vorzustellen vermögen. Der moderne Mensch erwartet vom Staat, daß er Wohlfahrt und Sicherheit der Bürger garantiert; die Ausführung der Maßregeln, die zu diesem Zweck getroffen werden müssen, liegt der Polizei ob, deren Verfassung für das Ansehen der Regierung bürgen muß. Es wäre traurig, sowohl für den Staat, wie für seine Angehörigen, wenn A. Ballhorn recht hätte, der 1852 schreiben konnte, „Die Polizei lebt nur einmal ihrer Natur nach in stetem Kriege mit jedem Einzelnen im Staate, zum Wohl des Ganzen“. Das war die Auffassung des Despotismus, der nicht nur im Missetäter einen Feind witterte, sondern in jedem Untertanen einen Gegner sah. Der Volksstaat hat solche Anschauungen überwunden, wenn er auch auf die Polizei zur Handhabung der Ordnung nicht verzichten kann. Im Gegenteil, das Tätigkeitsfeld derselben gewinnt zusehends an Umfang und stellt sie als Organisation sozusagen Jahr für Jahr vor immer neue und immer schwierigere Aufgaben.
Im Verhältnis zur Neuzeit war das Mittelalter geradezu polizeiarm. Das hing mit der korporativen Gliederung der gesamten bürgerlichen Gesellschaft zusammen, welche der Einzelpersönlichkeit gar keinen Spielraum der Betätigung gönnte. Der einzelne Mensch war, man möchte sagen, kein unabhängiges Wesen, das Geltung beansprucht hätte, sondern nur der Teilkörper eines größeren Ganzen. …
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Buch. Halbleinen. Mit 122 Illustrationen im Text und auf 2 farbigen Tafeln.
Die Bilder zeigen die Geschichte der Polizeiuniformen von Beginn an bis zur Weimarer Republik.
119 S, Berlin, Gersbach & Sohn Verlag, 1926
Über den Autor: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_von_Boehn_(Kulturhistoriker)
Max von Boehn, Kunst- und Kulturhistoriker
geboren: 05.02.1860 in Potsdamm
gestorben: 17.05.1932
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Das Ende….
„… und wozu ist das alles? Die Mode macht es niemand recht, also auch nicht der Polizei. Sie wollte die Schleppe nicht dulden als unhygienisch und jetzt nimmt sie Anstoß an den kurzen Röcken als unmoralisch. General Pangalos versucht den Griechinnen vorzuschreiben, wie lang ihre Röcke sein dürfen, und gerade kommt aus London die Nachricht, daß eine Polizeiverordnung die Länge des Frauenkleides festgesetzt habe, der Saum dürfe vom Boden nicht weiter als 25 cm entfernt sein!? Wie das wohl erreicht werden soll, wenn die Mode etwas nicht will?
In dieser Beziehung sind wir glücklicherweise in Deutschland jetzt verständiger. Nachdem noch im Weltkriege verschiedene Armee-Kommandos Erklärungen gegen allerlei Ausschreitungen der Mode erlassen hatten, ohne irgend etwas zu erreichen, hat man diesen Kampf, bei dem der Angreifer noch immer den Kürzeren gezogen hat, aufgegeben. Man überläßt die Mode sich selbst, da kommt sie am schnellsten von allen Übertreibungen zurück. Die Polizei kann gar nichts besseres tun als die Mode zu ignorieren. “