Nachrichtenblatt des Verbandes der Schutzpolizeibeamten Preußens E.D. – 15.02.1933

Quellendokument: 8. Jahrgang, Nr. 2. Verantwortlicher Schriftleiter Richard Josupeit, Berlin, Am Zirkus 9.

Es handelt sich hier um eine Ausgabe eines nationalsozialistisch orientierten Polizeiverbandes, der in Gegnerschaft zum Verband preußischer Polizeibeamten (Schraderverband) steht. Der Schriftleiter und 1. Vorsitzende des Verbandes Richard Josupeit wurde später stellvertr. Bundes- und Hauptgeschäftsführer des Kameradschaftsbundes Deutscher Polizeibeamten E.V., Berlin – der NS Organisation der Polizei im Dritten Reich.

Seite 3 – Abschrift: „Deutschland erwacht„!

Ein langersehntes historisches Ereignis ist Tatsache geworden. Die nationalen Kräfte haben sich zusammengetan, um unser Vaterland aus der Drecklinie herauszuführen. Wir sind uns dessen bewußt, welche ungeheure Aufgaben jener Männer harren, die es auf sich genommen haben, uns allen die Freiheit zu bringen und das soziale Elend in Deutschland zu bessern. Wir vertrauen aber auch bedingungslos und blind, daß die Männer der nationalen Reichsführung es schaffen werden. Der Name Adolf Hitler ist Garantie genug, daß jetzt nicht mehr Worte, sondern Taten folgen werden. Wir gelogen, zu unserem Bescheidenen Teil mit dazu beizutragen, daß die Arbeit der Regierung unterstützt und mit allen Mitteln gefördert wird. Unser sehnlichster Wunsch, für den wir kämpften und litten, ist in Erfüllung gegangen. Sorgen wir dafür, daß niemals wieder das Gewissen Deutschlands mit den Taten roter und rötester Machthaber belastet wird. Die Todesstunde des Bolschewismus hat geschlagen. Seine restlose Vernichtung muß die logische Konsequenz des 30 Januar 1933 sein. Am 5. März 1933 findet die Reichtagswahl und wahrscheinlich auch die Wahl des peußischen Parlaments statt. Wen wir und daß wir wählen, ist für uns keine Frage mehr. Wir wählen, was die Männer der nationalen Reichsführung wollen: Ehre, Freiheit und Vaterland!



Weitere Beiträge beschäftigen sich mit der Agitation gegen den „Schrader-Verband“, den Verband preußischer Polizeibeamter sowie gegen die SPD und die Polizeisportvereine. Auszüge:

Seite 4: „Schluss mit den Dienstbefreiungen zu sportlichen Veranstaltungen!

Seite 5: „Muß ein Bereitschaftsbeamter organisiert sein?

Seite 9+10: „Herr Magnus Heimannsberg redet!“ Textabschrift:

Nachedem die kommissarische Preußenregierung auf seine weitere betätigung im Staatsdienst verzichtete, ließ ihn der Gedanke, nunmehr im Verborgenen blühen zu müssen, nicht ruhen, und so versuchte er, sich auf eine andere Art wieder an die Oberfläche spülen zu lassen. Beim „Allgemeinen Deutschen Automobil-Club“ gelang ihm dieses nicht, dafür aber um so schneller beim Schraderverband. Hier wurde er wohlbesoldeter (oder etwa nicht?) Vorsitzender, und das war gut so. Wir könnten uns eigentlich heute jedes Wort über Herrn Magnus Heimannsberg ersparen, denn er ist j schon ein toter Mann, obschon er noch gar nicht so richtig angefangen hat zu „führen“. Sein Schwanengesang auf dem Verbandstag des Schraderverbandes ist aber immerhin wenigstens für heitere Gemüter interessant genug und soll auch von uns im Wortlaut wiedergegeben werden. Herr Magnus Heimannsberg sprach also:

„Ich danke Ihnen für das mir geschenkte Vertrauen, ich danke besonders denjenigen, die mir ihre Stimme gegeben haben, danke aber auch jenen, die mir ihre Stimme, weil sie aus irgendwelchen Gründen glaubten, das nicht tun zu können, nicht gegeben haben. Das Vertrauen der einen habe ich, das Vertrauen der anderen, liebe Kollegen, werde ich mir erwerben. Ich weiß, welches schwere Amt ich hier annehme, ich bin mir der Verantwortung voll bewußt. Ich weiß, daß ich der Nachfolger eines Mannes bin, der mit goldenen Griffeln in das Buch des Verbandes geschrieben steht. (Beifall.) Ich weiß, daß ich der Nachfolger eines Mannes bin, bei dem ich gewerkschaftliche Lehre als ganz junger Polizeibeamter empfangen habe. Ich war der Schüler und will der Schüler Ernst Schraders, des stärksten Mannes des Preußischen Polizeibeamtenverbandes, bleiben (Beifall), und gerade weil ich weiß, welches Vorbild ich habe, soll mein ganzes Bestreben sein, diesem Vorbild im Interesse der Beamtenschaft nachzufolgen und nachzueifern. Aber auch etwas anderes hat mich veranlaßt, das schwere Amt anzunehmen. Mahnend stehen vor mir die Beamten, die in den letzten Jahrzehnten im Dienste verletzt und zu Tode gekommen sind. Eine meiner schönsten Aufgaben wird es sein, für die Kollegen unseres Verbandes, wenn sie in schwerer Gefahr sind, soweit als möglich die Gewißheit zu schaffen, daß ihre Angehörigen in Zeiten der Not nicht zu leiden haben. (Beifall.) Die Opfer in der Beamtenschaft sollen mich zwingen, das herauszuholen, was nur irgend möglich ist. Und wenn man müde wird, sollen die Taten Schraders mich zur Arbeit zwingen. meine lieben Freunde! Vorhin hat einer unsere Kollegen gesagt, ich sei eine politisch Gefahr. Ich möchte hier nicht eine Programmrede halten, Sie werden auch nicht verlangen können, daß ich heute eine solche halte; aber das eine Wort soll mir Anlaß geben, einen Programmpunkt zu nennen, den ich vertreten werde, solange ich die Ehre habe, ihr Vorsitzender zu sein: Solange ich ihr Vorsitzender bin, wird der Verband im Sinne Schraders parteipolitisch unpolitisch geführt werden. (Beifall.) Ich darf diese Gelegenheit gleich benutzen, ob es richtig ist und ob ich meinem lieben Freund (Klingelhöller) damit nicht in die Arme falle, weiß ich nicht, ich halte es für einen Akt des Dankes, dem zu danken, der in der Karenzzeit den Verband durch alle Fährnisse geführt hat. ich darf Kollegen Brebeck für die schwere Zeit, die er im Verbande durchlebt hat, meinen herzlichen Dank sagen. (Beifall.) Und nun meine lieben Kollegen, ein Versprechen: Ich hoffe, Ihr Vertrauen nicht zu enttäuschen, ich werde arbeiten für den Verband, ich werde Arbeiten für die Beamtenschaft, weil ich weiß, daß mit der Kräftigung der Beamtenschaft, mit der Stärkung der Beamtenschaft die Stärke unseres Staates, die Stärke der Republik befestigt ist. (Großer Beifall.)“

So, nun wissen wir wenigstens den Leitfaden des neuen Vorsitzenden. Hätte Herr Heimannsberg geschwiegen, dann wäre er ein Philosoph geblieben. Aber so!? – greifen wir uns also einige Rosinen aus seiner Rede heraus. Herr Kollege Heimannsberg ist sich bewußt, so sagt er, welches schwere Amt er übernehme. Hoffen wir es! Uns scheint, daß es doch nicht ganz der Fall ist, denn sonst hätte er die Finger davon gelassen. Das Herr Schrader mit goldenen Griffeln in das Buch des Verbandes geschrieben steht, glauben wir sehr gern. Daß wird bei der Angelegenheit Ravensbrück zumindest in der Ausgabenseite des Kassabuches der Fall sein. Herr Kollege Heimannsberg war und will Schüler des Herrn Ernst Schrader sein, mehr noch , er wollt ihn zum Vorbild haben. Da möchten wir nur raten, doch etwas vorsichtiger zu sein. Schrader´s Vorbild ist nicht mehr zeitgemäß. Herr Severing ist nur noch Hoheitsminister – ohne Geschäftsbereich. – Uns nur das töstlichste. Herr Kollege Heimannsberg will den Schraderverband parteipolitisch unpolitisch führen. Erkläret mir, Graf Derindur, den Zweispalt der Natur! – Parteipolitisch unpolitisch, dieser Begriff hat wohl noch nicht im marxistischen Lexikon gestanden. Herr Kollege Brebeck soll eine schwere Zeit im Verband durchlebt haben. Ansichtssache! Wie kann man bei den Aufwandsentschädigungen stöhnen! Und zum Schluß die Sache mit der Republik. Wie gesagt: Hättest du geschwiegen, —!



Seite 11+12: „Unerhörte Irreführung der Polizeibeamten und der Öffentlichkeit. „

Aussagen zu den Gewerkschaftsstärken / Mitgliederzahlen der verschiedenen Organisationen. Demnach:

Der Beamtenbund habe angegeben, dass der Verband Preußischer Polizeibeamten 84.000 preußisches Polizeibeamte aller Sparten und Dienstgrade, also etwa 90 Prozent aller Polizeibeamten zu seinen Mitgliedern zähle. Dieses wird als „Schwindeln/Lügen“ ausgelegt. Im Bericht wird angegeben, dass vom Deutschen Beamtenbund im Geschäftsbericht vom Sept. 1932 die Zahl 61.400 preußische Polizeibeamten angegeben worden sei. Hier sei die Mitgliederzahl des dem DBB angeschlosssenen „Verband der Polizeibeamten Deutschlands“ (früher Murche) mit rund 3.000 Mitglieder nicht enthalten. Der „Preußische Landjägerverband“, der mit dem Schraderverband nichts zu tun habe, hätte eine Stärke von etwa 9.000 Mitgliedern. Gleichfalls mit einbezogen seien die etwa 6.000 kommunalen Polizeibeamten, die der „Komba“ angehören. Nach Adam Reise hätte der Schraderverband daher nur 46.400 Mitglieder. In dieser Zahl seinen aber auch noch Witwen, Waisen und pensionierte Polizeibeamte hinzugezählt. Ziehe man hier rund 6.000 ab so verblieben nur 40.400 aktive Preußische Polizeibeamten. Davon seien mittlerweile rund 10.000 weitere durch Massenaustritte ausgeschieden.


Ein Beitrag auf Seite 12 und 13 trägt die Überschrift: „Polizeibeamte! Augen auf! Korruption im Schrader-Verband. Peinliche dinge über die Geschäftsführung des Verbandes preußischer Polizeibeamter. Bochumer Polizeibeamte wenden sich an ihre Kameraden.

Die Zeitung befindet sich im Bestand der Sammlung Republikpolizei und kann hier als PDP für nicht kommerzielle Zwecke heruntergeladen werden:

Zur Richard Josupeit siehe auch:

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/LW4GY5KCIIAGWBONTB5O7SKWESJHFIRM


Zusammenstellung vom 04.12.201, herral

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