Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten, Landesverband Hamburg e.V., hatte mit freundlicher Unterstützung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (GDW) in Berlin und der Stadt Wolfenbüttel zur Gedenkveranstaltung zum 140. Geburtstag von Prof. Dr. Hans Witte eingeladen.
Ein Verlaufsbericht mit Bilder:
Kurzinfo:
Hans Witte war Demokrat, Pädagoge, Reformer und Physiker sowie Mitgründer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Braunschweig und Wolfenbüttel. Als Physiker leistete Witte Bedeutendes, indem er die Frage um die Existenz eines Weltäthers zu einem gewissen Abschluss brachte. Folgenreich, aber von geringer Breitenwirkung, war seine Kritik gegen die Glaubenslehre der braunschweigischen evangelischen Kirche. Als führender Reformer griff er im Freistaat Braunschweig in die Kämpfe um die Schulreform ein. Als überzeugter Republikaner kämpfte er nach dem ersten Weltkrieg für einen Neuaufbau Deutschlands mit demokratischen Staatsstrukturen.
Siegmar Gabriel, der als Mitglied des Reichsbanners bei der Veranstaltung eine Rede halten wollte, hatte sich kurzfristig abgemeldet.
Die Begrüßung übernahm Kai Bergemann für den Vorstand des Reichsbanners, Landesverband Hamburg. Es folgten Grußworte des Bürgermeister Thomas Pink und dann die Gedenkrede von Rudolf Fricke, Stadtheimatpfleger Wolfenbüttel mit interessanten Informationen zu Person des an dieser Stelle beigesetzten Geehrten. Für ein musikalische Rahmenprogramm sorgte der Gewerkschaftschor KLARTEXT, u.a. mit einer Liedkomposition von Hans Witte.
Impressionen der Veranstaltung:
Ausführlicher Verlaufsbericht:
Gedenkveranstaltung für Prof. Dr. Hans Witte (1881-1925)
Physiker – Lehrer – Demokrat
Der Verein Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten, gedachte am Sonntag dem 24.10.2021 auf dem Wolfenbütteler Friedhof an der Lindener Straße mit Hans Witte einem ihrer regionalen Gründerväter.
Wohl mehr als 50 Personen kamen an dem Ort zusammen, an dem die Urne von Hans Witte begraben liegt. „Das Leben von Hans Witte ist Mahnung achtsam zu sein. Achtsamkeit aber braucht Erinnerung und Erinnerung braucht Orte zum erinnern“, eröffnete Kai Bergemann, der Sprecher der regionalen Reichsbannergruppe die Veranstaltung. Es folgte Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink mit einem Grußwort. Er betonte, dass Freiheit und Demokratie zerbrechlich sind und würdigte die aktuelle Arbeit des Reichsbanners, für die das Wirken Wittes ein stetes Vorbild sein müsse. Landesvorstandsmitglied Daniel Fiedler gab noch einen Überblick über die Geschichte des Reichsbanners, bevor dann Wolfenbüttels Stadtheimatpfleger Rudolf Fricke in einer Gedenkrede das Leben Wittes umriss und sein politisches Wirken für den Republikschutz würdigte.
Witte stand zunächst als Physiker im Blick der naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung, so Fricke. 1914 erlitt er eine schwere Kriegsverwundung, danach trat er als politisch engagierter Mensch in das Rampenlicht der Öffentlichkeit. Er positionierte sich als vehementer Befürworter des neuen demokratisch organisierten Staatsgefüges, trat unter anderem auch für Reformen des Schulwesens ein.
Die Gefahren für den Bestand der Weimarer Republik erkennend, die unter anderem von kommunistisch und völkisch-nationalistisch ausgerichteten Kampfbünden ausgingen, engagierte sich Witte eindrucksvoll im Schutz der Demokratie. Konsequent im Handeln betrieb er in Wolfenbüttel und in Braunschweig die Gründung von Ortsgruppen des Republikschutzbündnisses Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold; der reichsweit auf drei Millionen Mitglieder anwachsende Verein sollte zur größten demokratischen Widerstandsorganisation gegen den Straßenterror der Nazis werden.
Der frühe Tod Wittes – er starb im Februar 1925 im Alter von 43 Jahren an den Folgen seiner schweren Kriegsverwundung – habe nach der Ansicht Frickes wohl verhindert, dass sich Witte nachhaltiger in das Wolfenbütteler Geschichtsbewusstsein ebenso in das des Reichsbanners einschrieb.
Abgerundet wurde die Gedenkveranstaltung durch mehrere Liedbeiträge des Gewerkschaftschores KLARTEXT. Dieser trug zum Abschluss auch ein von Hans Witte auf die Demokratie und die Farben Schwarz – Rot – Gold komponiertes Lied vor.
Über der Urnenliegestelle will der Verein Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im nächsten Jahr eine Gedenkstele für Hans Witte errichten lassen, finanziert von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin. An dem Wochenende begnügte man sich noch mit der Aufstellung einer Stelenattrappe.
Aktuelle Informationen zum heutigen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und seiner Bildungsarbeit sind im Internet über www.reichsbanner.de und unter facebook.de/reichsbanner.niedersachsen abrufbar.
Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, hat anlässlich der Gedenkveranstaltung eine von Rudolf Fricke verfasste, 150 Seiten umfassende Publikation zum Leben und Wirken Hans Wittes herausgegeben.
Hans Witte (1881–1925) : Physiker – Lehrer – Demokrat. Berlin 2021. ISBN: 978-3-945812-46-4.
verfassten Buches über Hans Witte.
Bezug der Publikation bitte direkt beim Autor nachfragen.
Text: Rudolf Fricke
Kai Bergemann, Reichsbanner S-R-G, LV Hamburg
Bürgermeister PinkStadtheimatpfleger Rudolf Fricke
Fotos: republikpolizei
Biographische Skizze zu Hans Witte siehe auch:
https://www.rudolf-fricke.de/Witte.htm
zusammenstellung: Ralf Hermes, 31.10.2021