Ein der bedeutenden Persönlichkeiten der preußischen Polizei zur Zeit der Weimarer Republik war Albert Grzesinski. Hier eine Infosammlung zur Person:
Bücher:
- Albert Grzesinski – Im Kampf um die deutsche Republik – Erinnerungen eines Sozialdemokraten
Klappentext: Herausgegeben von Eberhard Kolb. Der vormalige preußische Innenminister (1926-1930) und zweimalige Berliner Polizeipräsident Albert Grzesinski (1879-1947), eine kantige und entscheidungsfreudige Politikerpersönlichkeit von unverwechselbarem Profil, war 1933 der erste prominente Sozialdemokrat, der nach der Zerschlagung der Demokratie seinen Rückblick auf die Jahre der Weimarer Republik zu Papier brachte. Erinnerungsbild und Perspektive sind daher nicht durch die Entwicklung ab 1933 beeinflusst. Die Darstellung beruht auf einer sehr soliden Materialgrundlage, wobei Grzesinski sich auf sein ungewöhnlich reichhaltiges Privatarchiv stützen konnte. Die im Anhang abgedruckten Dokumente bieten ergänzende Informationen zu den von Grzesinski im Buchmanuskript behandelten Sachkomplexen und geben Auskunft über sein Schicksal in der Emigration.
Rezension zum Buch: „Die Zeit, 31.01.2002 bei Perlentaucher.de
Auszüge aus dem Buch (Zitate):
Seite 18, Einleitung: „Er war ein Innenminister, der, heftig befehdet von der äußersten Linken und der nationalistischen rechten, eine konsequente demokratische Reformpolitik und eine dezidiert republikanische Personalpolitik betreib, der mit eben soviel Energie und Elan wie politischem Geschick die anstehenden Aufgaben anpackte und wesentliche Vorhaben in relativ kurzer Zeit zu realisieren vermochte.“ Eberhard Kolb
Seite 20/21, Einleitung: „Die Nachricht von Grzesinskis Rücktritt hat fast allen leitenden Beamten des Preußischen Innenministeriums, die im Landtag zur Beratung des Polizeietats versammelt waren, die Tränen in die Augen getrieben. In parlamentarischen Jahrzehnten, die ich zurückdenke, hat sich nie vor der Öffentlichkeit eine auch nur annähernd vergleichbare Szene ereignet. Alle seine unmittelbaren Mitarbeiter, Demokraten, Zentrumsleute, Rechtsstehende haben Albert Grzesinski als ihren Chef glühend verehrt. Einfach weil von ihm ein gewaltiger Arbeitsanstoß und Energiestrom ausging, der das ganze Ministerium durchfloß und befeuerte.“ Ernst Heilmann
Seite 27, Einleitung: „Albert Grzesinski war ein kämpferischer Sozialdemokrat, stark pragmatisch veranlagt, durchsetzungfähig und entscheidungsfreudig, ein Mann mit Ecken und Kanten. In der Weimarer Republik hat er als engagierter Verfechter einer wehrhaften Demokratie sein Bestes gegeben, um den Bestand der freiheitlichen Republik gegen ihre Feinde zu sichern; nach dem Scheitern der ersten deutschen Demokratie mußte er die Bitternisse des Exils bis zur Neige auskosten.“ Eberhard Kolb
Französische Orginalausgabe:
Buch 2: Thomas Albrecht: Für eine Wehrhafte Demokratie. Albert Grzesinski und die preußische Politik in der Weimarer Republik.
Verlag J.H.W. Dietz Nachf. , Bonn 1999
Rezension – Auszug: „Jemand wie Grzesinski, dessen Politik seit 1919 eine konsequente Demokratisierung von Justiz, Polizei, Schule und Verwaltung als vorbeugende Sicherung der Demokratie betrachtet hatte, der die in der Vergangenheit verpaßten Chancen klar erkannt und dennoch versucht hatte, in Teilbereichen seine Vorstellungen umzusetzen, und der selbst in der Preußenkrise 1932 für rechtzeitige entschiedene Aktionen seitens der preußischen Regierung eingetreten war, um einer Reichsintervention zuvor zu kommen, hatte offenbar die Erwartung des möglichen Scheiterns der eigenen Bemühungen immer schon mit einkalkuliert. Am 20. Juli 1932 schien sich diese Erwartung zu erfüllen.“
Vollständiger Text unter: https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-2017
Weiter frei zugängliche Rezensionen zum Buch:
FAZ: Preuße ohne Legende Auszug: „Mit Entschiedenheit verfocht Grzesinski die Ansicht, daß die Demokratie sich gegen ihre Gegner wehren müsse. Durch seine diesem Programm entsprechenden Maßnahmen machte er sich auf der Linken wie auf der Rechten sehr unbeliebt. Wäre es nach ihm gegangen, so wäre nach dem Altonaer Blutsonntag, als am 17. Juli 1932 bei Straßenkämpfen 15 Menschen zu Tode kamen, über Preußen der Ausnahmezustand verhängt worden.“
Frei lesbarer Text unter: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/rezension-sachbuch-preusse-ohne-legende-11321166.html
Der Tagesspiegel: Der Berliner Polizeipräsidenten der Weimarer Republik, der die Demokratie notfalls auch mit Gewalt verteidigen – Eine Biografie. Auszug: „Albert Grzesinski war ein herausragender sozialdemokratischer Politiker seiner Zeit, als „Führungsperson der sozialdemokratischen Solidargemeinschaft“ bezeichnet ihn sein Biograf Thomas Albrecht: 1926 bis 1930 preußischer Innenminister, davor und danach Polizeipräsident von Berlin, Parlamentarier im preußischen Landtag. Kein Volkstribun mit Charisma, sondern ein Verwaltungsfachmann und Organisator, der die Demokratie mit rücksichtslosen, notfalls gewalttätigen Mitteln sichern und retten wollte.“
Die Zeit vom 17. Juni 1999: Auszug: „Es sei für das deutsche Volk blamabel, dass der „Ausländer Hitler“ mit der Regierung verhandeln und vor der ausländischen Presse über Deutschlands Zukunft sprechen könne, „ohne daß man diesen Mann mit der Hundepeitsche davonjagt“. Diese Bemerkung des sozialdemokratischen Berliner Polizeipräsidenten und ehemaligen preußischen Innenministers, Albert Grzesinski, auf einer Kundgebung in Leipzig am 7. Februar 1932 machte Schlagzeilen und prägte sich den Nationalsozialisten tief ein.“
Artikel: https://www.zeit.de/1999/25/32352?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
Interessante Quellen/Weblinks:
https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Grzesinski
https://www.preussenchronik.de/person_jsp/key=person_albert_grzesinski.html
https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/adr/adrag/kap1_7/para2_184.html
Sammlung von Zeitungsartikeln:
Quelle: Pressemappe 20. Jahrhundert und Friedrich-Ebert-Stifung.
Bilder:
Verhetzungen durch die Nationalsozialisten:
Grzesinski Karrikatur
Zitate von Albert Grzesinski:
„Das ein Mann wie Scheidemann so angegriffen und verfolgt werden konnte, ohne daß die Verleumder gefaßt wurden, lag in den politischen Verhältnissen in Deutschland begründet. Republikaner waren vogelfrei, und niemand, nicht einmal die eigene Presse und Partei, stützte sie ausreichend. Bei den Deutschnationalen, den Nationalsozialisten und den Kommunisten war das anders. Hier galt in den eigenen Reihen der Grundsatz: Was der Gegner über die Bewegung und die Führer sagt oder schreibt, ist gelogen! Ganz anders leider bei den Republikanern, nicht zuletzt bei der Sozialdemokratie. Hier wurde zunächst einmal angenommen, daß an den verleumderischen Behauptungen des Gegners doch etwas Wahres sein müsse. Deshalb wurde der Angriff auch nicht sofort entschieden abgewehrt, man wartete ab und hoffte, die Verleumdung durch Totschwiegen in Vergessenheit geraten zu lassen. Man ersparte sich damit auch, Stellung zu nehmen und sich festzulegen. Aber die Verleumdungen gerieten nicht in Vergessenheit. Sie wurden ja von einer Zentralstelle systematisch gegen die Exponenten des Staates von Weimar verbreitet und immer wieder wiederholt. Die Totschweigetaktik und Feigheit der deutschen republikanischen Journalistik hat die Republik mit untergraben helfen. Vor lauter „Großzügigkeit“ in der Gesamtpolitik sah diese Presse die nächstliegenden Gefahren für den Staat und für das Volk nicht.“
Albert Grzesinski, (preuß. Innenminster/Polizeipräsident von Berlin in der Weimarer Republik) Seite 69/70, aus dem Buch: Im Kampf um die deutsche Republik. Erinnerung eines Sozialdemokraten.
Zusammenstellung Ralf Hermes, Stand: 15.02.2021
Ich hatte heute eine Nachfrage, warum ich mich so für diesen alten Geschichten gerade auch der Weimarer Republik interessiere. Die Antwort war länger und machte mir meine eigene Motivation noch einmal klarer. Nur ein Aspekt: Es ist die enorme Aufbauleistung von Menschen in wirklich schwierigen Zeiten. Menschen, deren Leistung durch die NS Zeit ausradiert wurde. „Verlierer“, die damals aber das richtige und den Terror verhindern wollten. Ihnen gebührt Respekt und Erinnerung.