Am 21. Dezember 1923, gegen 3 Uhr nachts, entriß uns der Tod unsern lieben Kameraden, den Oberlandjäger Herrn
Wilhelm Jonat
Standort Kirchlengern, Kreis Herford, im Alter von 44 Jahren.
Kamerad Jonat verfolgte mit mehreren Eisenbahnbediensteten Eisenbahnräuber. Der Nachbarkamerad, Oberlandjäger Becker, Standort Ennigloh, befand sich mit einem Polizeibeamten auf der Verfolgung derselben Verbrecher, wußte aber von der Verfolgung durch den Kameraden Jonat nichts.
Kam. O.-L. Jonat und seine Begleiter hatten bereits einen der Verbrecher festgenommen, während zwei andre unter Abgabe mehrerer Schüsse flüchtig geworden waren. In der Dunkelheit stießen beide Trupps Verfolger aufeinander. In der Annahme, daß sie die beiden flüchtigen Verbrecher vor sich hätten, die zurückkehrten, um ihren festgenommenen Komplizen zu befreien, eröffneten Kam. Jonat und ein Bahnbediensteter auf Becker und den Polizeibeamten das Feuer. Hierdurch wurden die beiden letzteren in den Glauben versetzt, daß sie von den gesuchten Verbrechern beschossen würden, und erwiderten das Feuer.
Bei diesem Schußwechsel wurde am. Jonat durch einen Schuß in den Hals getötet.
Vor genau 9 Wochen mußte Kam. Jonat erleben, wie sein Nachbarkamerad, Landjäger Schotnecht, von Verbrechern neben ihm niedergeschossen wurde. Nunmehr ist auch er in Ausübung treuer Pflichterfüllung auf so tragische Weise dem Kameraden Schotnecht in den Tod gefolgt.
In tiefem Schmerz stehen wir an der Bahre eines Kameraden, der durch seinen lauteren, offenen Charakter sich die Liebe sämtlicher Kameraden, die ihn kannten, erworben hat.
Über das Grab hinaus werden wir ihm stets ein treues Andenken bewahren!
Provinzverein Westfalen und Vereinsgruppe Herford.
Aus der Zeitung „Der Gendarm“ vom 16.01.1924