Buchvorstellung:
„Gustav Noske – Erlebtes aus Aufstieg und Niedergang einer Demokratie“
Bollwerg – Verlag – Karl Drott – Offenbach-Main
Veröffentlicht: 1947
Zur Person:
Gustav Noske,
geboren am 9.7.1868 in Brandenburg / Havel, wirkte bereits in sehr jungen Jahren in der sozialistischen Arbeiterbewegung. Obwohl gelernter Korbmacher, trat er 1896 Königsberg / Ostpreussen mit Otto Braun in die Redaktion der Sozialdemokratischen Zeitung ein. 1903 ging er zu der Chemnitzer „Volksstimme“, wo er, zuletzt als Chefredakteur, bis 1918 arbeitete. 1906 wurde er in den Reichstag gewählt. Wären des ersten Weltkrieges war er auch Kriegsberichterstatter. 1918 wurde er von der Reichsregierung zur Wiederherstellung der Ordnung nach Kiel beordert und übernahm das Amt eines Gouverneurs. Nach der Revolution wurde er Mitglied des Rates der Volksbeauftragten. Im Januar 1919 warf er als Oberbefehlshaber der Reichswehr den Spartakisten Aufstand nieder, worauf seine Ernennung zum Reichswehrminister folgte. Ab 1920 war er Oberpräsident der Provinz Hannover. 1933 verließ er dieses Amt. Seitdem lebt er in Frankfurt am Main als Privatmann. 1939 wurde er erstmals in Haft genommen, später wieder freigelassen. Die Gestapo verhaftete ihn erneut im Jahre 1944 und er war bis zum Schluss des zweiten Weltkriegs in Gefängnissen und Konzentrationslagern in Frankfurt am Main Fürstenberg und Berlin. Er war wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und entging nur durch das Eindrücken der Alliierten dem Strang.
Er starb am 30.11.1946 in Hannover an den Folgen eines Schlaganfalls
(aus dem Buch) Siehe ansonsten: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Noske
Aus dem Vorwort des Herausgebers:
Die Gedanken und Erinnerungen eines Mannes zu veröffentlichen, der eine der umstrittensten Persönlichkeiten der Weimarer Republik war und wie er selbst im Vorwort vermerkt von der Sozialdemokratischen Partei “kaltgestellt“ wurde, hat seine besonderen Reize. Heute, nach dem zweiten Weltkrieg, zeichnet sich die Besonderheit des politischen Wollens Gustav Noskes vornehmlich mit Drei Schwerpunkten der deutschen Geschichte und Entwicklung ab:
- Als es nach dem Zusammenbruch von 1919 galt von allen die bedrohte Einheit Deutschlands zu retten – wobei die Voraussetzung dafür die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung war – wurde Noske zum Handeln beauftragt und bestimmt.
- Der Sozialdemokrat Noske hatte zu einem Zeitpunkt staatspolitisch zu handelns als – unabhängig von der deutschen Entwicklung – die politische Spaltung der internationalen Arbeiterbewegung durch die russische Revolution zur geschichtlichen Tatsache wurde.
- Noske wollte durch eine bewusste, aber zurückhaltende nationale Einstellung den Hurra-Patriotismus unmöglich machen.
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Die Aufzeichnungen Noskes bleiben unabhängig von Meinungen ein interessanter und wichtiger Beitrag zur Geschichte des deutschen Sozialismus und zugleich der ersten deutschen Demokratie. Gemessen an der Tatsache, daß den sozialistischen Bewegungen in anderen Ländern, etwa in Frankreich und in England, die Demokratie bereits seit Jahrunderten in die Wiege gelegt wurde und angesichts der spezifisch schweren deutschen Erblast, die der Sozialismus im preußischen Geist, im Militarismus und der Reaktion zu überwinden hatte, zeichnet sich der Weg der deutschen sozialistischen Arbeiterbewegung nicht nur als tragischer, sondern auch trotz allem als heroischer Weg ab.
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Vorwort des Autors Gustav Noske:
Kenntnis der historischen Tatsachen ist die Voraussetzung dafür, dass Grundsätze aufgestellt werden nach denen die Zukunft des Volkes gestaltet werden soll. Das gilt in erster Linie für die große Politik aber auch mangelnde Kenntnis über die Arbeiterbewegung in Deutschland muss von Schaden sein. 50 Jahre lang habe ich das, was man unter dem Sammelbegriff Arbeiterbewegung versteht – die Gewerkschaften, die Genossenschaften und die Sozialdemokratische Partei aus größter Nähe beobachtet. Davon etwa die ersten 10 Jahre lernend und 30 Jahre in aktiver Mitarbeit und danach beobachtend und warnend und 10 Jahre daneben. Die Geschichte der gesamten Arbeiterbewegung vermag ich nicht zu schreiben. Auch nicht eine Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Von meinen politischen Beobachtungen und Erfahrungen aus der Zeit berichte ich, welche den großen Aufstieg und den Niedergang der Sozialdemokratie umfasst. Kritisches Denken habe ich mir stets während dieser 50 Jahre bewahrt, nie Schlagworte gedankenlos nachgeplappert. sondern ich habe versucht, auf eigenen Wegen voranzugehen. Das hat dazu geführt, daß ich nach stetigem Aufstieg in der sozialdemokratischen Bewegung in den letzten Jahren als ein kaltgestellt Man keinen Einfluss mehr darin auszuüben vermochte. Den Zusammenbruch sah ich kommen, lediglich sein Ausmaß war überraschend.
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Bildquelle:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Gustav_Noske?uselang=de