Arbeiterbilder – Verstehen was wirklich war.

Ein „Gefühl“ für die Zeit der Weimarer Republik bekommen. Texte und Objekte bieten Möglichkeiten. Eindrucksvoll sind Fotos. Selten aber sind nicht gestellte Alltagsbilder von nicht „prominenten“ Menschen. Der in Hameln geborene Walter Ballhause hat uns einen Fotoschatz hinterlassen, der erst sehr spät entdeckt wurde. Drei Bücher aus dem Antiquariat bieten die Gelegenheit einen Einblick zu bekommen.

Das „polizeiliche Gegenüber“ war oft die Arbeiterklasse. Aber auch die Polizeibeamten der Weimarer Republik rekrutierten sich größtenteils aus dieser Schicht. Um zu verstehen, wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren bieten die Bilder einen guten Einblick in die Realität der Zeit.

Buch 1: dtv zeugen und zeugnisse, Bundesrepublik 1985: Walter Ballhause: Licht und Schatten der dreißiger Jahre

Das Buch: Unter den Dokumenten zur Geschichte der Weimarer Republik gebührt dem Fotografien von Walter Ballhause ein besonderer Rang. Sie dokumentieren die politischen uns sozialen Verhältnisse zwischen Weltwirtschaftskriese und nationalsozialistischer Machtergreifung, sie geben Zeugnis von Not, Arbeitslosigkeit, Massenelend, nationalsozialistischer Propaganda und Gewaltanwendung, aber auch von den Sonntagsfreuden der Arbeiter. Es sind Aufnahmen….

Der Autor: Walter Ballhause wurde 1911 in Hameln geboren. Er war das jüngste Kind eines Schuhmachers und einer Lederstepperin. 1925 trat er der SPD bei, später der Sozialistischen Arbeiterpartei. Von Hannover übersiedelte er nach Straßberg bei Plauen, wurde dort 1944 wegen seiner Tätigkeit im Widerstand verhaftet und 1945 aus dem Zuchthaus Zwickau befreit. nach dem Krieg war er Bürgermeister in Straßberg.

„Ich habe mich nicht in der Nähe der Unterdrückten herumgetrieben, um auf schamlose Art etwas zu erbeuten. Ich brauchte den Unterdrückten nicht über die Schulter zu schauen, da ich selbst einer von ihnen war, aus ihrem Milieu kam.“ Walter Ballhause, 1980

Schirmer/Moser München: Zwischen Weimar und Hitler. 1981

Mit einer Einleitung von Fritz Rudolph Fries. Auszüge daraus:

„Dennoch: es geht einem eigenartig mit diesem Aufnahmen. Man hat zunächst Scheu , sie zu betrachten. Sind da nicht Menschen in ihrer letzten Dunkelheit, die in den Tod führt?

Walter Ballhause

Die Scheu des Betrachters löst sich erst bei den Kinderfotos, bei den Müttern, von denen Käthe Kollwitz gesagt hat, daß sie die alte Zeit besiegen werden.

Für ihn befindet sich die Stadt- es ist Hannover und könnte Berlin oder Leipzig sein – in einem Kriegszustand, arm gegen reich und reich gegen arm, die Viertel der Wohlhabenden sind hinter kunstvollen Fassaden verborgen, die der Armen stehen im Schatten von Fabrikmauern.

Walter Ballhause liebte die großen Worte nicht, so mag unser Dank seine bilder begleiten. (Fritz Rudolf Fries)

Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft. Wilhelm von Humboldt

Hier geht’s zum Ballhause-Archiv mit einer Vielzahl von Bilder:

https://www.ballhause-archiv.de/

Auch Polizeibeamte und die SA sind auf einigen Bilder abgelichtet.

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