Wolfenbüttel: Für Freiheit und Demokratie – Reichsbanner, Toleranzräume, Polizei und noch viel mehr…

Hameln, 15.09.2024: Die Stadt Wolfenbüttel hat beispielhaft gut eine Veranstaltungsreihe organisiert, die einen Monat lang mit dem Titel „Für Freiheit und Demokratie“ Impulse setzen soll. Zwei Veranstaltungen habe ich besucht. Bilder und Hintergrundinformationen hier:

Der Start der Reihe erfolgte am 4. September mit einem „Willkommen im Demokratie-Labor!“ Es begrüßte Bertold Brücher vom DGB-Kreisverband Wolfenbüttel die mehr als 70 erschienenen Gäste im neuen Wissensort Wolfenbüttel (WOW). Drei Ausstellungen und 14 Einzelveranstaltungen laden zum Dialog und respektvollen Meinungsaustausch ein. Viele Organisationen, Einzelpersonen sowie Stadt und Landkreis haben sich zusammengetan um aufzuklären. Ziel ist aber auch, vergessene Persönlichkeiten zu würdigen, die in der Weimarer Republik Widerstand leisteten gegen destabilisierende Prozesse.

Landrätin Christiana Steinbrügge erinnerte an die Gründung des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold vor 100 Jahren in Wolfenbüttel. Die Idee damals war neben dem Erfordernis des konkreten Veranstaltungsschutzes vor allem, mit Bildung und Information die Demokratie zu stärken. Dieses war damals so wertvoll wie es heute wieder wichtig wird. Nach 75 Jahren Frieden läuft derzeit nicht alles perfekt. Dennoch sei die Demokratie eine Erfolgsgeschichte. Angesichts der nationalen wie internationalen Krisen ist es wichtig für unsere Demokratie einzustehen und diese immer wieder neu mit Leben zu füllen.

Bürgermeister Ivica Lukanic zitierte in seinem Grußwort Winston Churchill: „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen“. Der Veranstaltungsmonat sei wichtig, um aufzuklären wie auch heute wieder die Demokratie demontiert werden soll. Es gelte diesem Wirken kraftvoll entgegenzutreten.

Alle Redner zollten allen Mitwirkenden an der Ausstellungsorganisation großen Dank. Ihr Wirken macht Mut für die Demokratie, so Ivica Lukanic.

Es folgten dann Auszüge aus einer „Bestandsaufnahme in Liedern & Texten von Lina Hoppe, Denis Fischer und Folkert Dücker. Sie gaben stimmungsvolle Einblicke in das Kochen von Demokratiesüppchen. „Demokratie im Feierabend“ ist der Titel des Programmes, welches u.a. am 9. November um 20.30 Uhr im Feierabendhaus, Leibnitzstraße 6, zu sehen ist.

Hier jetzt ein Bilderfilm mit Impressionen der Eröffnungsveranstaltung:


Am Samstag, dem 14.09.2024, besuchte ich dann die Festveranstaltung
100 Jahre Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in Wolfenbüttel. Festredner war Dr. Dirk Götting, Wissenschaftlicher Direktor des Polizeimuseum Niedersachsen und Leiter der Forschungsstelle für Polizei- und Demokratiegeschichte.

Rudolf Fricke, Heimatpfleger der Stadt Wolfenbüttel und Mitorganisator der Veranstaltungsreihe, erinnerte in seiner Einführung daran, dass am 14.09.1924, also genau vor 100 Jahren, sich mehr als 3.000 Teilnehmer auf dem Schlossplatz versammelten, um die Gründung des Wolfenbütteler Reichsbanners mit einem großen Fest und einer Fahnenweihe zu feiern.

Wolfenbüttel hatte zu dieser Zeit etwa 25.000 Einwohner, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Landkreis Wolfenbüttel später 24 Ortsgruppen. Es sei ein Riesenereignis gewesen, welches zeigte, wie viele Menschen damals für die Ideale der Weimarer Republik auf die Straße gingen.

In dem Festvortrag über die Geschichte der Polizei in der Weimarer Republik von Dr. Dirk Götting ging es um den Verlust der ersten Demokratie in Deutschland. Aufgezeigt wurde aber auch, was heute getan werden kann, um gegenzuwirken. „Bildung und Resistenz gegen Extremismus haben etwas miteinander zu tun“. Der gut einstündige Vortrag war hinterlegt mit Bildern und Erzählungen und wurde von den etwa 50 anwesenden Zuhörenden mit langem Beifall gewürdigt.


Impressionen vom Verlauf der Veranstaltung hier:


Das gesamte Veranstaltungsprogramm ist hier zu finden:

https://lessingtheater.de/festivals/fuer-freiheit-und-demokratie


Persönlich möchte ich Rudolf Fricke als Ideengeber und Motor der Veranstaltung meinen Respekt zollen.

http://www.rudolf-fricke.de/index.htm


Kritisch anzumerken ist, dass die lokale Presse bei beiden Veranstaltungen nicht zugegen war.

herral, 15.09.2024

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.