Polizeigewerkschafter Richard Betnareck, *12.10.1891, verstorben 15.03.1959, Reichsbannermitglied

Infosammlung zu Richard Betnareck:

Geboren am 12.10.1891 in Berlin-Steglitz. Vater war Vergolder, evangelisch, Grundschule bis zum 14. Lebensjahr, anschließend kaufmännische Lehre. Abschluss 1909 als Handelsgehilfe. Bis 1914 Straßenbahnschaffner und Arbeit in Textilunternehmen. 1910 eintritt in den freigewerkschaftlichen Deutschen Transportarbeiterverband Berlin. Oktober 1910 Militärdienst. Hochzeit 1913 mit Martha Strenge. 1915 Eintritt in die Polizei in Preußen. Ab August 1914 Frontdienst, EK II, am 18.11.1918 Wahl in einen Soldatenrat bei der Obersten Heeresleitung. Schied schon am 3. Dez. 1918 aus gesundheitlichen Gründen aus. Rückkehr nach Berlin im Frühjahr 1919.

Gewerkschaftsarbeit:

Eintritt 1918 in den Verband der Kameradenvereine. Ein 1915 gegründeter Polizeiverband, ab 1919 „Verband der Polizeibeamten Prußens. Nach dem Gründer Ernst Schrader, auch „Schrader-Verband“, genannt. Eintritt in die SPD. Ab 1919 Dienst bei der Berliner Polizei. 1921 Erster Vorsitzender der Fachgruppe Schutzpolizei. Nach 1923 Vorstandsmitglied im fortan Verband Preußischer Polizeibeamten (VVP) mit rund 52.000 Mitgliedern unter Führung von Ernst Schrader.

Betnarecks sozialistische Überzeugung erschwerte seine Arbeit bei der Berliner Polizei. Nach einem Dienstenthebungsverfahren musste er1922 für ein Jahr den Dienst quittieren. Grund: Sammlung von Streikgeldern für Eisenbahner. Wiedereinstellung 1923.

Im Sommer 1925 gründete Betnareck zusammen mit 200 Vertrauensmännern unter Abspaltung vom VVP den der SPD nahestehenden Allgemeinen Preußischen Polizeibeamtenverband (APP) und wurde Vorsitzender. Daher auch „Betnareck-Verband“ genannt. Ziele dieser freien Gewerkschaft war die Verbesserung der Lage der unteren Besoldungsgruppen, das Zusammengehen von Arbeitern und Angestellten und der Kampf um die Entmilitarisierung der Schutzpolizei.

Betnareck beantragte die eigene Entlassung nach mehrfachen Anfeindungen und ständigen Versetzungen im Jahr 1925. Er arbeitete fortan als Gewerkschaftsfunktionär.

Vereinszeitung war die „Allgemeine Preußische Polizeibeamten-Zeitung“.

Wiederwahl Betnarecks zum Vorsitzenden auf dem 1. Verbandstag des „Allgemeinen Preußischen Polizeibeamtenverbandes“ am 12. bis 13. April 1927, dem 2. Verbandstag am 13. April 1928 und dem 3. Verbandstag am 15. bis 16. April 1930.

Betnareck war seit Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold im Jahre 1924 Mitglied dort und übernahm das Amt des Technischen Leiters im Kreis Berlin-Kreuzberg. Zudem engagierte er sich in der SPD und war Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung. Im „Ausschuss für Angelegenheiten der Beamten, Lehrer und Festangestellten“.

1931 wurde eine Wiedervereinigung des APP mit dem Schrader-Verband durch Betnareck herbeigeführt. Größere Aufgaben dort übernahm er aber nicht mehr. Die Rückführung an den Verband Preußischer Polizeibeamten hatte eine Isolation Betnareck innerhalb der SPD zur Folge. Hier verlor er seine Ehrenämter.

Ab 1931 verfasste er im Rahmen seiner Gewerkschaftstätigkeit kritische Artikel gegen die SA. Nach der Machtübernahme der NSDAP erfolgte im März 1933 eine erste Hausdurchsuchung. Zwei Wochen später erfolgte seine Festnahme für vier Tage. Am 24. August dann Verhaftung durch die SS.

Bednareck beschrieb später die Quälereien im Keller des Columbia Hauses wie folgt:

„… standen fünf Ringkämpfer-Gestalten mit aufgekrempeltem Hemdärmel. Ich wurde … über einen festen Tisch gelegt. Zwei dieser SA-Männer schlugen auf meinen entblößten Rücken bis zum Gesäß und den Oberschenkeln mit Ochsenziemern ein, bis ihnen die Arme erlahmten. Ein dritter versuchte meinen Kopf während dieser Auspeitschung gegen die Tischplatte zu stoßen.“

(Zitat aus „Vor die Tür gesetzt.“ Christine Fischer-Defoy/Christiane Hoss, Berlin 2006, S. 152)

Verbringung in das KZ Oranienburg, zunächst Krankenhaus, dann Arbeit in der Landwirtscahf und im Wasserstraßenbau. Entlassung im Dezember 1933. Abeitslos, ab 1935 Arbeit als Versicherungsvertreter, nach eigener Aussage „unter ständiger Polizeiaufsicht“. Nach 1943 Einzug in die Wehrmacht und Verwendung in einer Sanitäts-Ersatzabteilung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg Anstellung bei der Polizei im Ostteil Deutschlands. Eintritt in die SED und Arbeit als Kriminal-Oberkommissar im Präsidium der Deutschen Volkspolizei in Ost-Berlin. Hier erneutes Gewerkschaftsengagement und Arbeit als Betriebsrat und bei der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.

Richard Benareck starb am 15. März 1959 in Ostberlin im Alter von 68 Jahren.

Quellen:

Digitale Bibliothek der Friedrich Ebert Stiftung:

http://library.fes.de/fulltext/bibliothek/tit00205/00205b09.htm

Oliver Wolff in „Seid wachsam, dass über Deutschland nie wieder die Nacht hereinbricht.“ Gewerkschafter in Konzentrationslagern 1933-1945. Metropol Verlag 2011, Seite 22 bis 27.

Siehe auch:

Polizeioberwachtmeister Fritz Michaelis:

https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Michaelis

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