Berlin, 17. Juni 1932 – Dringender Appell von K. Kollwitz, Heinrich Mann und Albert Einstein:

An Theodor Leipart, Ernst Thälmann, Otto Wels.

Wir, die wir hier unterzeichnen, verfolgen die Entwicklung der politischen Ereignisse mit dem Eindruck, dass wir einer entsetzlichen Gefahr der Faschisierung entgegengehen. Zu beseitigen ist die Gefahr nach unserer Einsicht durch das Zusammengehen der beiden grossen Arbeiterparteien im Wahlkampf. Das geschieht am Besten durch Aufstellung gemeinsamer Listen.

Die Verantwortung ist bei den Führern; wir betonen es mit dem stärksten Nachdruck. Entscheiden sollte nur das offenkundige Verlangen der Arbeiter, zusammenzustehen. Eine solche Entschedung ist aber zugleich lebenswichtig für das ganze Volk.

Heinrich Mann, Berlin-Wilmersdorf, Trautenaustr. 12

Köthe Kollwitz, Berlin N 58, Weissenbrugerstr. 25

Albert Einstein, Kaputh, Waldstr.

Einzelbilder:

Fotoaufnahmen: Gedenkstädte Deutscher Widerstand in Berlin, 08.08.2019

Dringender Appell – Die Vernichtung aller persönlichen und politischen Freiheit in Deutschland steht unmittelbar bevor, wenn es nicht in letzter Minute gelingt, unbeschadet von Prinzipiengegensätzen alle Kräfte zusammenzufassen, die in der Ablehnung des Faschismus einig sind. Die nächste Gelegenheit dazu ist der 5. März. Es gilt, diese Gelegenheit zu nutzen und endlich einen Schritt zu tun zum

Aufbau einer einheitlichen Arbeitsfront, die nicht nur für die parlamentarische, sondern auch für die weitere Abwehr notwendig sein wird. Wir richten an jeden, der diese Überzeugung mit uns teilt, den dringenden Appell, zu helfen, daß

ein Zusammengehen der SPD und KPD für diesen Wahlkampf zustande kommt, am besten in der Form gemeinsamer Kandidatenlisten, mindestens jedoch in der Form von Listenverbindung. Insbesondere in den großen Arbeiterorganisationen, nicht nur in den Parteien, kommt es darauf an, hierzu allen erdenklichen Einfluß aufzubieten. Sorgen wir dafür, daß nicht Trägheit der Natur und Feigheit des Herzens uns in die Barbarei versinken lassen!

Willi Eichler, Karl Emonts, Hellmuth Falkenfeld, Kurt Großmann, E.J. Gumbel, Theodor Hartwig, Maria Hodann, Käthe Kollwitz, Karl Kollwitz, Robert Kuczynski, Otto Lehmann-Rußbüldt, Heinrich Mann, Paul Oestreich, August Siemsen, Minna Specht, Erich Zeigner.

Setzt die Verantwortlichen unter Druck!

„Im Wahlkampf 1932 und 1933 an Berliner Litfaßsäulen plakatiert.“

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