1929 – Infoheft Nr. 1 des Reichsbanners: „Das wahre Gesicht des Nationalsozialismus“

Buchvorstellung: Die Partei der Phrase

Die NSDAP. erhebt in der Oeffentlichkeit den Anspruch, etwas ganz anderes

Dritte unveränderte Auflage

Herausgegeben vom Bundesvorstand des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund Deutscher Kriegsteilnehmer und Republikaner E.V., Sitz Magdeburg

Vorwort des Bundesführers.

Nationalsozialismus ist Volksseuche.

Kein Wunder, daß der durch Krieg und Zusammenbruch tödlich geschwächte Körper des deutschen Volkes für Ansteckung mit Kanrkheitskeimen besonders empfänglich war. Er ist es in bedrohlichem Maße leider auch heute noch.

Jeder Heilungsprozeß braucht seine Zeit, auf dem Gebiete des Politisch-Moralischen ebenso wie auf dem des Körperlich-Seelischen. Aber es wäre grundfalsch, auf die Allmacht der Entwicklung zu vertrauen und die Hände in den Schoß zu legen, statt rechtzeitig helfend einzugreifen.

So mußte und muß auch zur Bekämpfung dieser Volksseuche, die da Nationalsozialismus heißt, zweierlei geschehen. Einmal mußte und muß die Widerstandsfähigkeit der Nation gekräftigt werden. Dies bedingte den Zusammenschluß aller deutschen Volksgenossen, die sich durch die politische, vor allem die außenpolitische Not der Gegenwart und durch den Druck der wirtschaftlichen Bedrängnis nicht unterkriegen lassen wollen. Dies machtpolitische Aufgabe haben wir in Angriff genommen mit dem organisatorischen Zusammenschluß im Reichsbanner Schwarz – Rot – Gold, wir arbeiten an ihr Tag für Tag mit dem Aufruf zur Stärkung aller freiheitlichen politischen und gewerkschaftlichen Organisationen. Zum anderen aber muß – und das ist bislang leider nicht in dem wünschenswerten und notwendigen Maß geschehen – das Mittel der Vorbeugung angewendet werden, und dies ist im politischen Leben die Kritik.

Der Faschismus – und der deutsche Nationalsozialismus in allen seinen Schattierungen, verkörpert insbesondere in der sogenannten „Arbeiterpartei“, ist nichts anderes als eine vergröberte Form dieses undeutschen Faschismus – hat sich mit gutem Grunde die geistig noch nicht selbständig gewordenen, für den demokratischen Gedanken trotz 1848, trotz 1918 immer noch nicht gewonnenen Teil des Kleinbürgertums in Stadt und Land als Beute und Machtgrundlage ausersehen. Solches Kleinbürgertum bedeutet dumpfe Verzweiflung über schlechte Zeiten. Unfähigkeit zur Selbsthilfe, bedeutet unmännliches Hoffen auf eine allgewaltige faschistische Zentralgewalt, die nichts andres sein oder werden kann als das Machtinstrument egoistischer Cliquen; denn nirgends lassen sich bessere Geschäfte machen als im Dunstkreis solch einer allmächtigen Bürokratie. Diese Art undeutschen Kleinbürgertums bedeutet einseitige Gefühlspolitik an Stelle der Verstandespolitik, bedeutet auch Unfähigkeit zur Kritik und (da ja Kritik geistige Arbeit ist und Denken bekanntlich „wehe tut“!) Widerwillen gegen Kritik.

Millionen deutscher Volksgenossen haben, während in dem fast inselartig abgesperrten Italien und nicht weniger im wesensähnlichen Sowjetrussland die überwiegende Mehrheit des Volkes unter das Joch der Diktatur sich hat zwingen lassen – : Millionen deutscher Volksgenossen, und gerade die wirtschaftlich schwächsten Schichten, sie haben ihre geistige und charakterliche Unabhängigkeit zu behaupten gewußt.

Das ist deutscher Idealismus,.

Der Kern dieses deutschen Volkstums ist bei uns, ist in den republikanischen Parteien organisiert. Aber es gilt auch heute, jene Massen deutscher Volksgenossen, die die krankheitsempfängliche Dumpfheit jenes blind autoritär eingestellten Pfahlbürgertums noch nicht überwunden haben, in die wahre deutsche Volksgemeinschaft herüberzuführen. Es gilt, hunderttausenden Schwankender einen festeren Halt zu geben.

Jenes vorbeugende mittel der Kritik – wir bieten es in der nachfolgenden, in unserer Bundesleitung sorgfältigst durchgearbeiteten Übersicht. Sie wird ihren Zweck erfüllen, wenn sie ebenso systematisch innerhalb der Organisationen ausgewertet wird. Dann wird die „nationalsozialistische Bewegung Großdeutschlands“ noch frühzeitiger werden zu dem, was sie schon längst hätte werden müssen: ein lächerliches Zwischenspiel.

Frei Heil! Hörsing

Foto: Illustrierte Reichsbannerzeitung vom 19.02.1927 (Otto Hörsing)

Vorwort als PDF:

Seite 57 -letzte Seite –

Zusammenfassung.

Fassen wir Arbeitsweise und Arbeitsinhalt des Nationalsozialismus zusammen, stellen wir die Frage:

„Wie arbeitet die Partei im Volke?“

So können wir antworten:

Sie schildert zunächst einmal in ihren Versammlungen, in ihren Zeitungen, in ihren Flugschriften und Plakaten das Elend im deutschen Volke, das zweifellos tatsächlich vorhanden ist, das von keiner Seite bestritten, von allen beklagt wird.

Aber wir sehen, daß sie Gemeinplätze für ewig Weisheit und neue Erfahrung ausgibt. Welche Parteien hätten jemals gewagt, mit anderen Grundsätzen vor das Volk zu treten als „Gemeinnutz geht vor Eigennutz?“

Mit dieser und ähnlichen selbstverständlichen Forderungen wird das Volk umnebelt, man rechnet mit der durchschnittlichen Unerfahrenheit des einfachen Mannes, man erregt sein Verlangen nach Besserung der Verhältnisse und verspricht dann, wir werden euch aus dem Elend retten, und zwar mit Gewalt. Aber man verhüllt sorgfältig vor den Augen des einfachen Bürgers, wie diese Rettung erfolgen soll. Man geht auch einer Klarstellung aus dem Wege, indem man in den Versammlungen Gegner nicht zu Worte kommen läßt, und durch die S.-A. -Kommandos hinauswirft. Auf die Juden häuft man Verleumdungen und Beschimpfungen. Aber in die Versammlungen läßt man sich nicht hinein, weil man weiß, daß sonst die Lügen widerlegt würden.

Treue deutsche Aufrichtigkeit stellen die Nationalsozialisten immer wieder in den Mittelpunkt ihres Erneuerungsprogramms.

Solches Verhalten aber ist nicht deutsch, treu, aufrichtig.

Zur Onlineversion des Buches (PDF-10 MB):

Siehe auch. „Die Partei der Phrase“:

Ein Gedanke zu „1929 – Infoheft Nr. 1 des Reichsbanners: „Das wahre Gesicht des Nationalsozialismus““

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