Gedenkveranstaltung Weimar/Pogromnacht – Begrüßung Superintendent Philipp Meyer

„Was Menschen anderen Menschen angetan haben, in diesem Land, vor gar nicht langer Zeit, 80 Jahre, ein Menschenleben, wenn wir so wollen, wir wollen uns erinnern.“

Eine Zeit, in der systematisch vorbereitet worden war, ging diesem schrecklichen Reichspogromnacht voraus. 1933 haben die Nazis die Macht ergriffen, und sie haben von da an systematisch die Verachtung auf bestimmte Gruppen von Menschen gelenkt. Mit einem pseudowissenschaftlichen Konzept von Rasse, das den Menschen, unseren Eltern und Großeltern, vermitteln sollte, dass es Menschen unter uns gibt, die keinen Wert haben, als Personen, die sogar als Schädlinge, als Ungeziefer betrachtet werden. Damit war der Weg frei für die niederen Impulse vieler Menschen, ihrem Hass und ihrer Gewalt freien Lauf zu lassen.

 Das Schreckliche an den Geschehnissen vor 80 Jahren war noch nicht das Ausmaß des Mordens, es sind wahrscheinlich etwa 400 Menschen in den Tagen zwischen den 7. und 10. November des Jahres 1938 zu Tode gekommen.

Das Schreckliche im Ausmaß sollte erst noch folgen. Die industrielle Vernichtung eines ganzen Volkes. 

Aber der Hass, die Gewalt die spürbar geworden sind zeigen an, dass hier der Ursprung für die späteren Verbrechen gelegen hat. Weil Menschen, die vorher unbescholten in ihrer Gesellschaft gewirkt haben, plötzlich selbst zu Tätern wurden. Weil sie plötzlich ihren Impulsen freien Lauf lassen. Plötzlich Synagogen anzündeten, weil sie Menschen schlugen, folterten und ermordeten.

Menschen, denen man das nicht vorher angesehen hat und denen man es nicht zugetraut hätte.

 

 Es gibt heute wieder Tendenzen, den Hass auf andere Menschen salonfähig zu machen. Es gibt heute wieder in unserem Land und in anderen Ländern die Tendenz, den Hass legitim erscheinen zu lassen. Es ist ganz wichtig, dass wir uns davon abwenden, das wir entschieden sagen: „Nein, das darf nicht sein!“ Jeder Mensch, jedes Menschenleben hat seinen eigenen Wert. Vor Gott und vor den Menschen in unserer Gesellschaft. Darauf kommt es an, dass wir uns wehren, das wir nein sagen, das wir aufstehen gegen Gewalt und Verachtung. Wenn der heutige Abend beitragen kann, dass das Möglich wird, dann ist dieser Abend ein Erfolg.

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